eine Wanderdüne im äußersten Norden Dänemarks
Es klingt auf den ersten Blick etwas merkwürdig, aber Wüstenwandern in Dänemark geht tatsächlich. Nur wenige Kilometer südlich von Skagen wandert die Düne Råbjerg Mile Jahr für Jahr etwa 15 Meter von West nach Ost und wird damit in nicht viel mehr als einhundert Jahren in der Ostsee verschwunden sein.
Noch besteht aber die Möglichkeit, schneller als die Wanderdüne zu sein und das Feeling einer Wüstenwanderung in Dänemark zu genießen.
Entstanden ist die Wanderdüne wie so oft durch menschliche Eingriffe. Die Abholzung des vorhandenen Baumbestandes und die Nutzung als Kuhweide in früheren Jahrhunderten führte zur heutigen Versandung. Seit 1900 ist das gesamte Gebiet in Staatsbesitz, steht unter Naturschutz und ist damit vor weiteren menschlichen Eingriffen geschützt. Es werden damit auch keine Dünengräser angepflanzt, die Düne kann ungehindert weiter in Richtung Ostsee wandern. Man rechnet damit, dass es in absehbarer Zeit notwendig werden wird, die Straße 40 zwischen Frederikshavn und Skagen und die parallel verlaufende Bahnlinie in irgendeiner Form vor der wandernden Düne schützen oder verlegen zu müssen.
Mit einer Fläche von ca. 120 Hektar und einer maximalen Höhe von 40 Metern reicht das Gebiet für eine kleine, durch den losen Sand durchaus anstrengende, Wanderung aus. Die schier endlosen Sandstrände sowohl der Ostsee als auch der Nordsee sind nicht weit entfernt und von hier aus bequem zu Fuß oder per Fahrrad zu erreichen; einem Bad im Meer steht damit nichts entgegen.
Wüste pur
Je nach Perspektive und Standort kann man den Eindruck gewinnen, dass man sich hier tatsächlich in einer ‚echten‘ Wüste befindet. Bei ausreichend Wind, und der herrscht häufig, können durchaus Sandstürme entstehen. Wir haben Glück, die Sonne scheint einer Wüste angemessen strahlend vom Himmel und der Wind ist nur mäßig. Es besteht keine Gefahr, dass uns die Wanderdüne überholt. Naja, nach Schätzungen von Geologen wird es noch etwas mehr als 100 Jahre dauern, bis sie die Ostsee erreicht. Weitere 50 Jahre werden veranschlagt, bis sie darin versunken sein wird. Zeit genug, für einen Besuch an diesem besonderen Ort.
Der Sand ist dermaßen trocken, dass die teils recht steilen Hänge nur mühsam zu besteigen sind. Von den höchsten Punkten aus sind sowohl die Nordsee als auch die Ostsee zu sehen. Einige der windgeschützten Mulden werden von anderen Wanderern für ein kleines Picknick genutzt, insgesamt hält sich der Touristenandrang aber in überschaubaren Grenzen, auch wenn der am Rande des Gebietes angelegte großzügige Parkplatz anderes befürchten lässt. Wir sind froh, dass wir genügend Getränke für uns und unseren Hund mitgenommen haben und genießen eine etwas längere Pause in einer der windgeschützten Mulden. Vergessen haben wir allerdings Sonnencreme, was sich in Anbetracht des fehlenden Schattens am nächsten Tag durch einen Sonnenbrand unangenehm bemerkbar macht.
Eine Kirche ist schon halb im Sand verschwunden
Das gesamte Gebiet in weitem Umfeld besteht aus (ehemaligen) Wanderdünen, im Gegensatz zu Råbjerg Mile hat man die anderen aber erfolgreich mit Dünengras bepflanzt und verhindert so weitere Wanderungen. Nur wenige Kilometer nördlich von Råbjerg Mile kann man die Auswirkungen von Wanderdünen besichtigen. Die Sankt Laurentii Kirke wurde immer wieder von den Wanderdünen zugesandet und von den Anwohnern freigebuddelt, bis man sie Anfang des 19. Jahrhunderts aufgegeben und das Kirchenschiff abgerissen hat. Der Kirchturm blieb stehen, wurde als Seezeichen genutzt und steckt meterhoch in einer inzwischen befestigten Düne.
Weitere Tipps für die Umgebung
Skagen als die nördlichste Stadt Dänemarks lohnt schon alleine aufgrund der Lage, der vielen Restaurants, Museen und Geschäfte einen Besuch. Seit dem 19. Jahrhundert ist Skagen auch als Künstlerkolonie bekannt. Nicht wenige der bekanntesten dänischen Maler haben das besondere Licht an diesem Ort für sich und ihre Bilder entdeckt. Noch heute zeugen davon zahlreiche Bilder im örtlichen Kunstmuseum. Eine Reihe kleiner Galerien zeigt, dass auch aktuell noch viele Maler hier aktiv sind.
Nördlich der Stadt treffen sich Nord- und Ostsee. Vom gut ausgeschilderten Parkplatz das Ziel einer schönen Wanderung und ein beeindruckendes Schauspiel der hier aufeinandertreffenden Wellen. Wem die Wanderung durch den weichen Sand zu anstrengend ist, der kann einen Treckerbus namens Sandormen ab dem Parkplatz benutzen.
An der gesamten Nordspitze Dänemarks sind viele Wanderungen und Fahrradtouren auf gut ausgegebauten und ausgeschilderten Wegen möglich.
Zwischenstopp für Norwegen-, Island- und Färöerfahrer
Der Fährhafen Hirtshals für Abfahrten nach Norwegen, Island und die Färöer liegt nur wenig südlich von Råbjerg Mile, das Gebiet ist damit für einen Zwischenstopp vor der Abfahrt optimal geeignet.
Nützliche Infos
Anfahrt:
Über die Straße 40 von Frederikshaven Richtung Skagen, der Abzweig direkt hinter Ålbæk ist mit Råbjerg Mile ausgeschildert.
Übernachtung:
Unmittelbar nach dem Abzweig von der Straße 40 liegt der große Campingplatz First Camp Råbjerg Mile (https://firstcamp.de/reiseziele/rabjerg-mile-skagen). Trotz der Größe kommt durch die Unterteilung mit hohen Hecken kein Gefühl eines Massencampingplatzes auf. Auch stehen Hütten für die Übernachtung zur Verfügung. Alternativ gibt es für Badefans eine Reihe von Alternativen, die direkt an der Nord- oder Ostsee liegen.
Reiseführer:
Dänemark von Dirk Kruse-Etzbach und Ulrich Quack, Iwanowski-Verlag, ISBN 978-3861972181
Dänemark Nordseeküste von Thilo Scheu und Roland Hanewald, Reise Know –How Verlag, ISBN 978-3831736270
Und viele andere.
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