Draußenzeit am Saimaa-See
Der Saimaa-See – das ist Wasser, Licht und Weite. Es ist eine Region, die wie gemacht ist für kleine Draußenabenteuer. Hier paddelt man in Nationalparken, in denen keine Motorboote die Ruhe durchschneiden. Hier hat man die Chance, der seltenen Saimaa-Robbe beim Sonnenbad zuzuschauen. Und hier gibt’s Wanderwege, die sich hervorragend eignen, um auch mal für eine Nacht mit Rucksack und Zelt loszuziehen.
Genau das mache ich zum Ende meiner zweiwöchigen Reise durch die Städte und Landschaften von Finnlands größtem See. Der Saimaa hat mich schon längst in seinen Bann gezogen. Mit seinen Formationen aus Inseln, Wasser und Wald und mit seinen Lichtspielen. Nun ist mir nach etwas Höhe und Ausblick. Nach über weichen Waldboden gehen, nach Moos und Moor schnuppern – und einmal „richtig raus”.
Mein erstes Ziel ist der höchste Punkt der Region Süd-Savo, der Neitvuori. Der ist zwar gerade mal 184 Meter hoch. Doch das genügt, um schon nach einem kurzen Anstieg erste Blicke auf dieses unbeschreibliche Blau-Grün-Ensemble aus See und ausgedehnten Waldflächen unter mir zu erhaschen. Ich nehme den Rucksack ab, mache Pause – und genieße diese Spätsommeridylle. Der Stein, auf dem ich sitze, ist warm. Um mich herum wachsen Blaubeeren. Das ist Finnland!
Ruhe im Wald
Da die ausgeschilderte Runde zum Neitvuori recht kurz ist, habe ich im Vorfeld nach einer Möglichkeit geschaut, noch ein Stück weiter zu gehen. Das ist hier in der Region grundsätzlich nirgendwo ein Problem: Es gibt zahlreiche Wege und Pfade. Man braucht nur den Mut, erst mal loszugehen und auf den Karten vor Ort zu schauen, wie man sich seine Routen bauen kann. Ich habe mir die Hiidenkota als Ziel ausgesucht. Zu diesem typisch finnischen tipiartigen Bau aus Holz, mit Bänken und Feuerstelle drinnen und draußen, führt der Hiidenkierros-Pfad. Hatte ich am Neitvuori noch die eine oder andere Familie um mich herum, wird es nun ruhig. Die Pfade sind sichtbar wenig benutzt; ich stapfe durch üppiges Grün, durch Farne, Moos und von Birken gesäumte Abschnitte. Ich bestaune Felsblöcke mitten im Wald und atme tief durch, als ich an einem kleinen See innehalte.
Zeltnacht und Blaubeerfrühstück
Jetzt ist es nicht mehr weit bis zu meinem Ziel. Bald schon inspiziere ich die Hiidenkota, in welcher sich der Geruch früherer wärmender Feuer festgesetzt hat. Das Wetter schaut gut aus. Ich werde also mein kleines Zelt aufschlagen. Ein Stück weiter, unten am See. Der liegt nahezu unbewegt vor mir. Ich packe den Gaskocher aus, schütte blubberndes Wasser aufs Kaffeepulver im Becher vor mir und freue mich schon jetzt auf meinen Frühstücksporridge mit Blaubeeren von frisch vorm Zelt.
Als es soweit ist, habe ich eine absolut ruhige Nacht hinter mir. So ruhig, dass ich mich sogar frage, ob hier auch die Vögel allesamt Nachtruhe halten. Ein paar Regentropfen hüpfen über mein Zeltdach. Die Luft riecht nach neuem Tag und wie grundgereinigt. Zu gerne würde ich jetzt hier bleiben! Lesen, nichts tun, der Stille lauschen. Nächstes Mal! Denn für diesmal war der Plan ja nur ein kleines Kurzmalraus, ein Mikroabenteuer, sozusagen. So eines, das man rund um den Saimaa-See ganz einfach realisieren kann, ob wandernd an Land oder auch zu Wasser.
Wir haben da noch zwei weitere Tipps für Euch:
Nordis-Tipp 1: Wandern und Paddeln auf Linnansaari
Im Linnansaari-Nationalpark kann man Wasser- und Wandererlebnis genauso entspannt wie perfekt kombinieren: Zum Beispiel ab dem Hotel & Spa Resort Järvisydän, von wo aus man sich in einem Holzboot rausschippern lassen kann bis zur Hauptinsel Linnansaari. Hier lässt man sich gerne von der Kürze der Wanderwege täuschen. Der längste ist mit sieben Kilometern einmal um die Insel herum angegeben. Doch wie so oft in dieser Region erlauben Querwege und Kombinationsmöglichkeiten so viel mehr.
Wir empfehlen, sich für eine Nacht auf der Insel einzuquartieren. Im roten Holzhäuschen, im Tentsile oder auch im eigenen Zelt. So bleibt Zeit, die Insel so richtig zu erkunden und zu genießen – und vor allem, um dieses fantastische Gefühl des draußen Aufwachens zu erleben.
Nordis-Tipp 2: Auf Paddeltour im Kolovesi-Nationalpark
©VisitSaimaa
Wer gleich auf eigenem Kiel über Wasser gleiten mag, ist im Kolovesi-Nationalpark gut aufgehoben. Hier ist’s absolut ruhig und ein Paddelausflug auch für Neulinge gut geeignet. Denn hier dürfen keine Motorboote fahren. Mit etwas Glück kann man unterwegs eine der seltenen Saimaa-Ringelrobben erspähen. Und auf jeden Fall sollte man ein ausgiebiges Picknick an einem der offiziellen Plätze einplanen. Mit Ausblick, Feuerholz hacken und frisch aufgebrühtem Kaffee. Den und mehr zaubert beispielsweise Paddel-Guide Misa (mit vollem Namen Marie Louise Fant). Sie nimmt ihre Gäste von Oravi aus mit hinaus aufs Wasser. Ob Anfänger oder Paddelprofi, ob Halbtagestour oder Gepäckfahrt: Im Nationalpark Kolovesi kommt jeder auf seine Kosten und braucht noch nicht einmal die eigene Ausrüstung mitzubringen. SaimaaHoliday Oravi bietet geführte Paddel- und Bootstouren an, stellt Kajaks samt nötigen Equipment zur Verfügung. Außerdem kann man in Oravi übernachten – ein guter Ausgangspunkt für Naturerlebnisse an der finnischen Seenplatte!
Info:
Die Runde um Neitvuori und Hiidenkierros startet man am besten ab dem Neitvuori-Parkplatz mit der Adresse Neitvuorentie 660. Dieser liegt ungefähr 40 Autominuten von Mikkeli entfernt. Einzelne Kartenblätter zu Wandertouren in der Region gibt es in der Touristinformation in Mikkeli (Maaherrankatu 9-11, 50100 Mikkeli).
Allgemeine Informationen zur Saimaa-Region: visitsaimaa.fi/de
Instagram: visitsaimaa_official, Facebook: visitsaimaa
Noch mehr Ausflugs-, Übernachtungs- und Kulinarik-Tipps rund um den Saimaa-See und zu den Städten Mikkeli, Savonlinna und Varkaus gibt es in der 36-seitigen Nordis-Broschüre „Saimaa – Urlaub im Seenland”.
Text und Bilder © : Andrea C. Bayer
Kommentieren