Fahrrad Schweden

Sydkustleden: Radfahren von Helsingborg bis Malmö

Im Juli 2022 radele ich über 900 Kilometer durch Südschweden. Eine Radreise, die in Göteborg auf dem Kattegatleden beginnt. Als ich die herausfordernden 390 Kilometer geschafft habe, schließt sich der Sydkustleden nahtlos an. Insgesamt ist der Südküstenradweg 260 Kilometer lang, doch in diesem Beitrag soll es nur um die zwei ersten Etappen zwischen Helsingborg und Malmö gehen. Der Grund: Der Streckenabschnitt im westlichen Skåne bietet so viele landschaftliche und kulturelle Sehenswürdigkeiten, dass man mehrere Tage in dieser Region verweilen könnte.


Tourenstart in Helsingborg

Der Sydkustleden mit der Nummer Drei spannt einen Bogen um die schwedische Südküste und zieht sich in Österlen hoch bis Simrishamn. An der engsten Stelle des Öresunds liegt der Einstieg Helsinborg. Die Innenstadt bietet eine architektonische Mischung aus prächtigen Jugendstilbauten und mittelalterlichen Fachwerkhäusern. Wenn man hier mit dem Fahrrad ankommt, kann man es ruhig mal stehen lassen und einen Stadtspaziergang machen.

Dabei kommt man zum Beispiel an der ältesten Kirche von Helsingborg vorbei: der Sankta Maria Kyrka (zu Deutsch: Sankt-Marien-Kirche) mit einem dreischiffigen Ziegelbau und einem treppenförmigen Giebel. Wenn sie geöffnet ist, darf man eintreten und den vergoldeten Flügelaltar aus dem 15. Jahrhundert bewundern. Bei den farbenfrohen Fenstern handelt es sich um Kunstwerke aus dem 20. Jahrhundert.

Vom Stortorget, dem Hauptplatz von Helsingborg, trennt dich ein kurzer Fußmarsch. Hier führt eine breite Treppenanlage hinauf zum Kärnan. Der 35 Meter hohe Festungsturm gilt als Helsingborgs Wahrzeichen. Einst war er Teil eines Schlosses, das unter der Herrschaft von Karl XI. zerstört wurde. Taucht man in die Historie ein, stößt man schnell auf blutige Kriege, die jahrhundertelang zwischen Schweden und Dänemark tobten.

Auf den Balkonen vor dem Burgturm ist die Aussicht fantastisch: Der Blick schweift über die prächtigen Gebäude am Stortorget bis zum Hamntorget und dem Öresund im Hintergrund.

Wer außer einem Fahrrad ein bisschen mehr Zeit mitgebracht hat, sollte am nördlichen Stadtrand von Helsingborg den weitläufigen Garten von Schloss Sofiero besichtigen. Das Schloss selbst ist heute ein Restaurant und Café, doch  der verwunschen wirkende Park mit dem künstlich angelegten Rhododendron-Flusstal erinnert an die Kreativität der schwedischen Prinzessin Margarete (1882 – 1920). Für sie war der Garten ein Rückzugsort, in dem sie gärtnerte, malte und fotografierte.

Auf dem Sydkustleden nach Landskrona

Nachdem ich mich auf dem Kattegatleden ordentlich verausgabt habe, könnte ich vor Freude jauchzen, weil der Weg bis zum Etappenziel Landskrona nur 28 Kilometer lang ist. Als ich Helsingborg verlassen habe, bemerke ich schon nach den ersten Kilometern auf dem Sydkustleden eine angenehme Veränderung. Der Wind hat seine Kraft eingebüßt und das Meer wirkt klarer. An Sandstränden wie in Rydebäck leuchtet das Wasser im Sonnenschein sogar türkis.

Kurz vor Landskrona trennt sich der Südküstenradweg von dieser Öresund-Idylle, die Wanderern auf dem orange markierten Fernwanderweg Skåneleden vorbehalten bleibt. Der Sydkustleden schlängelt sich durch das hügelige Hinterland und wird auf der offiziellen Website der Radreise als mittelschwer eingestuft. Vielleicht, wenn man in entgegengesetzter Richtung startet: Vom steilsten Berg lasse ich mich hinabrollen und finde mich in Nullkommanichts in Borstahusen kurz vor Landskrona wieder. Noch ein kurzer Stopp am hübschen Strand, bevor ich in die schmuckvolle Kleinstadt weiter radele und in einem der alten Häuser mein Nachtquartier beziehe.

Umgeben von einem Wassergraben, thront in Landskrona eine rötliche Zitadelle aus dem 16. Jahrhundert. Nach dem Radfahren ist es Erholung pur, durch die blühende Gartenkolonie zu flanieren und bei freiem Eintritt den Innenhof der Festung zu besichtigen. Fahrräder müssen allerdings draußen bleiben. An einem so strahlenden Sommertag mag man kaum glauben, dass in der Zitadelle ab dem frühen 18. Jahrhundert Kriegsgefangene ihr Dasein fristeten und hinter den Mauern eine stadtbekannte Kindermörderin hingerichtet wurde.

Einen Bootsausflug von Landskrona zur Insel Ven klemme ich mir – zumindest bis April 2023, denn wie heißt es so schön: Nach der Reise ist vor der Reise. Je nachdem, wie fit man sich während der Radtour fühlt, ist das idyllische schwedische Eiland zwischen Schweden und Dänemark auf jeden Fall einen Besuch wert. Mit vier Kilometer Länge und 2,2 Kilometer lässt sich Ven in ungefähr drei Stunden zu Fuß auf dem Skåneleden umrunden.

Genussradeln von Landskrona nach Malmö

Mit dem Wissen, dass ich mir die Insel für später aufheben werde, setze ich meine Radreise auf dem Sydkustleden fort: 57 Kilometer bis Malmö. Jetzt ist gemütliches Genussradeln durch zahlreiche bewaldete Abschnitte angesagt. Falls du während der Etappe Lust auf Baden in der kühlen Ostsee verspürst, bieten sich dafür Küstenorte wie Barsebäck, Bjärred und Lomma an.

Malmö ist ein Traum für Radfahrer: Breite Fahrrad-Autobahnen bringen mich schnell von A nach B – mich zieht es wieder einmal in die Sauna in Ribersborgs Kallbadhus. Beim Schwitzen genieße ich einen tollen Meerblick. Am Strand verläuft der Sydkustleden weiter nach Süden, doch erst einmal übernachte ich in Schwedens drittgrößter Stadt.

Malmö ist ein multikultureller Schmelztiegel, wo Menschen von allen Kontinenten leben. Genauso multikulti wirkt die Restaurantszene im Stadtteil Möllevången. Hier kann man sich preiswert nach dem Radfahren stärken – egal ob indisches, persisches oder thailändisches Essen. Am günstigsten sind natürlich die Mittagsmenüs.

Ansonsten besticht Malmö durch weitläufige Parkanlagen, lebhafte Plätze und eine ganze Reihe von Shoppingmöglichkeiten. Zwei Wahrzeichen der Stadt sieht man schon von Weitem: das futuristische Hochhaus Turning Torso in Västra Hamnen und die Öresundbrücke, die Malmö kurz hinter dem Stadtteil Hyllie mit Kopenhagen verbindet. Die längste Stahlseilbrücke der Welt (7.845 Meter) unterquere ich aber erst am nächsten Tag, denn auf dem Sydkustleden gibt es noch eine ganze Menge zu sehen.


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Über den Autor

Annika Senger

Annika Senger betreibt seit 2017 den Reiseblog Reise-Liebe, auf dem sie regelmäßig über ihre Erlebnisse im hohen Norden berichtet. Seit sie Ende 2020 ihre Zelte in Deutschland abgebrochen hat, hält sich die digitale Nomadin gerne länger in Skandinavien auf und liebt es, in der nordischen Natur abzutauchen. Neben dem Bloggen ist sie passionierte Videofilmerin.

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