Entdeckungen Schweden

Stockholm – eine Paddeltour zum königlichen Schloss Drottningholm


Stockholm ist immer eine Reise wert. Neben der Altstadt (Gamla Stan), dem Vasa-Museum mit der mehr als 300 Jahren alten und komplett restaurierten Vasa (nicht zu verwechseln mit dem Knäckebrot!), dem riesigen Freilichtmuseum Skansen (inkl. Zoo mit nordischen Tieren – also endlich die Gelegenheit, auch Elche zu sehen!) bietet Stockholm noch eine Vielzahl weiterer Sehenswürdigkeiten. Für Familien mit kleineren Kindern sehr empfehlenswert ist Junibacken, eine Astrid-Lindgren-Welt im Kleinen – mit einer Art Gondelbahn schwebt man durch die verschiedensten ihrer Geschichten.

Für uns liegt der Fokus während des Urlaubs aber auf Paddeltouren, warum also nicht auch in Stockholm eine unternehmen, immerhin bietet die Stadt mehr als reichlich Wasser.

Der Campingplatz Ängby liegt an einem Arm des Mälaren – also müsste man dort auch paddeln können, so jedenfalls unsere Idee. Einen eigenen Wasserzugang hat dieser Campingplatz zwar nicht, aber nur ca. 200 Meter weiter gibt es eine Badestelle, die sich zum Einsetzen der Boote eignet. Vorteil dieses Platzes für einen Stadtbesuch ist aber auch, dass die nächste U-Bahnstation (Tunnelbana) nur wenige hundert Meter entfernt ist – das Auto kann also für Stadtbesichtigungen stehen bleiben. Stockholm ist für nicht ortskundige Autofahrer nicht unbedingt zu empfehlen. Extrem teure Parkplätze und durch die Lage auf dutzenden von Inseln eine nicht gerade übersichtliche Verkehrsführung sind eine eindeutige Empfehlung für die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel, die zudem noch recht günstig sind. Durch die künstlerische und teils sehr farbenfrohe Ausgestaltung vieler U-Bahnhöfe sind diese schon Sehenswürdigkeiten.

Neben ausgedehnten touristischen Touren durch Stockholm wollten wir uns dann auch noch das königliche Schloss Drottningholm ansehen – und das auf dem Wasserweg. Laut unserem Stadtplan sollte das eigentlich kein Problem sein – wir konnten allerdings nicht ermitteln, ob man dort anlegen kann und vor allem auch darf. Da Drottningholm von der königlichen Familie bewohnt wird, waren wir uns alles andere als sicher.

Ein Besuch bei der königlichen Familie

Nach einigen Tagen Pflastertreten, reichlich Kultur und Shopping stand uns der Sinn dann aber doch mal wieder nach Paddeln. Also wurden nach dem Frühstück die Boote fertig gemacht und per Bootswagen zur Badestelle gerollert. Den ungläubigen Blicken der anderen Camper nach zu urteilen wird hier anscheinend nicht sonderlich häufig gepaddelt. Auf dem Wasser sind uns auch keine anderen Paddler begegnet.

Ausgesucht hatten wir uns eine Tour rund um die Insel Kärsön bis zur königlichen Residenz Drottningholm. Außer einem Stadtplan von Stockholm haben wir auf die Schnelle keine Gewässerkarte auftreiben können, der hat aber problemlos ausgereicht.

Wenig Verkehr auf dem Wasser

Verfahren kann man sich dabei eigentlich nicht – ab der Badestelle erst einmal links herum, sozusagen in Richtung der Innenstadt von Stockholm. Dafür, das man eigentlich mitten in der Hauptstadt Schwedens ist, ist auf dem Wasser nicht viel los; lediglich einzelne Motor- und Segelboote sind zu sehen – aus Berlin sind wir da wesentlich mehr gewohnt.

Erst an der westlichen Spitze von Kärsön wird es etwas spannender. Ein Schärendampfer von der Stockholmer Innenstadt unterwegs nach Drottningholm schiebt eine ziemlich große Welle vor sich her – die nehmen wir lieber genau von vorne. Gerade mit Kindern an Bord muss man ja keine Kenterung riskieren, auch wenn das Wasser recht warm und das Ufer nicht weit weg ist.

Ein Stückchen weiter paddeln wir zwischen den Inseln Kärsön und Lovön wieder rechts herum in Richtung Drottningholm – kurz danach kommt das prächtige Barockschloss auch schon in Sicht. Vom Wasser aus ein wirklich beeindruckender Anblick. Eine Anlegemöglichkeit ist auch schnell gefunden; rechts vom Schloss gibt es einen Holzsteg, der auch Paddlern relativ problemlos das Aussteigen ermöglicht. Die Boote lassen wir direkt daneben auf der Wiese liegen. Bevor wir uns in den eigentlichen Schlosspark und zum Schloss begeben können, kommt ein Wachsoldat in voller Montur auf uns zu und spricht uns sehr freundlich an. Offenbar kommt es selten bis nie vor, dass hier Paddler anlegen, Jedenfalls wird uns genehmigt, dass wir unsere Boote hier liegen lassen können. Tipps für die Besichtigung des Schlossparks bekommen wir ebenfalls. Alles sehr entspannt, obwohl die königliche Familie hier wohnt. Der größte Teil des Schlossparks ist trotzdem frei zugänglich und auch absolut sehenswert. Selbst an ein kleines Café neben dem Chinesischen Schloss hat man gedacht – leckere Waffeln und Kaffee für die hungrigen Paddler gibt es hier, der Tipp des Wachsoldaten war goldrichtig.

Das ausgiebige Herumlaufen im Schlosspark ist anstrengender als Paddeln – jedenfalls nehmen wir für den Rückweg die kürzeste Variante zurück zum Campingplatz. Unter der direkt neben unserem Anlegeplatz liegenden Brücke hindurch vollenden wir die Umrundung von Kärsön und sehen schon nach einer kurzen Paddelstrecke „unsere“ Badestelle und den Campingplatz. Insgesamt zwar keine wirklich weltbewegende Tour, aber immerhin sind wir mitten in Stockholm zu Königs gepaddelt!


Nützliche Infos

Allgemeine Informationen über Schweden:
www.visitsweden.de

Geeignete Bootstypen:

Die beschriebene Tour ist – einwandfreie Wetterverhältnisse vorausgesetzt – auch für Canadier machbar.

Karten:

Eine Gewässerkarte konnten wir nicht auftreiben, jeder beliebige Stadtplan von Stockholm ist aber ausreichend. Die Navigation per Google-Maps geht natürlich auch, sofern der Akku ausreicht-

Unterkunft:

Wir waren auf dem Ängby camping, Blackebergsvägen 25, S-168 50 Bromma, www.angbycamping.se – ein typischer Stadtplatz, aber durchaus akzeptabel. Weitere Plätze siehe www.camping.se.

Reiseführer (subjektive Auswahl):

CityTrip Stockholm von Lars Dörenmeier und Stefan Krull, Reise Know-How Verlag Peter Rump GmbH, ISBN 978-3831734238

Stockholm MM-City Reiseführer von Lisa Arnold, Michael Müller Verlag, ISBN 978-3956547157


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Über den Autor

Bernhard Nentwich

Seit 1980 gelernter Berliner und seit Jahrzehnten bekennender Skandinavienfan hat es ihn inzwischen dutzendfach im Urlaub in den Norden verschlagen. Meist mit Zelt, Wohnwagen oder Wohnmobil, manchmal aber auch in ein Ferienhaus.
Nebenbei hat er seit Jahren in allen drei in Deutschland erscheinenden Kanuzeitschriften eine ganze Reihe an Artikeln zu Paddeltouren veröffentlichen können, viele davon zu Gebieten in Skandinavien. Dazu kommen noch zwei Kanu-Reiseführer, die allerdings zu Gebieten in Deutschland.

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