Spätestens auf den letzten Kilometern, bevor die Stena Line-Fähre anlegt, wird klar, weshalb der schönste Weg nach Göteborg der über das Wasser ist. Das Schiff gleitet in den Morgenstunden zwischen größeren und kleinen Schären hindurch, Möwen kreischen, die ersten Segler sind unterwegs. Auf der linken Seite tauchen auf einer Insel die Festung „Nya Älvsborg“ und dahinter die Anlagen des Industriehafens auf. Kurz danach schiebt sich das Schiff unter der mächtigen Brücke „Älvsborgsbron“ hindurch. Göteborg ist erreicht. Schon die Anfahrt zeigt, dass die zweitgrößte Stadt Schwedens eine Stadt des Wassers ist. Daher bietet sich ein Minitrip mit der Fähre von Kiel besonders an, um diese spannende Stadt zu entdecken.
Text und Bilder: Johannes Möhler
Die pulsierende Großstadt an der Mündung des Göta älv ins Kattegat ist zu jeder Jahreszeit eine Reise wert. In sympathischer Bescheidenheit nennen einige Göteborger ihre Heimat „världens bästa stad“ (die beste Stadt der Welt). Und ja, die Stadt hat einiges zu bieten – auch oder gerade im Herbst.
Da Göteborg eine Stadt des Wassers ist, sollte die 400 Jahre alte Metropole auch vom Wasser aus erfahren werden. Die so genannten Paddan-Boote starten mitten in der City am Kungsportplatsen und schippern durch die Kanäle des Wallgrabens, der die Innenstadt umgibt, und durch den Hafen, unter niedrigen Brücken hindurch und an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei. Neben der 50-minütigen Standardtour bietet das Unternehmen Strömma auch Fahrten hinaus in die Schären (hier ist die Abfahrt im Hafen bei Lilla Bommen) oder Hop-on-Hop off-Touren an.
Göteborg – eine Stadt des Wassers
Lohnenswert ist auch ein Spaziergang entlang der Kaimauer im Hafen. Hier weht einem zwar manchmal gehörig der Wind um die Ohren, an anderen Tagen findet man aber auch sonnige und wunderschöne Plätze. Es geht an der Oper vorbei, die mit ihrer Architektur daran erinnert, was der Hafen und die Schifffahrt für Göteborg bedeuten. Diese Bedeutung wird auch im Schiffsmuseum Maritiman deutlich, wo verschiedene Schiffe vertäut liegen (unter anderem ein U-Boot) und besichtigt werden können.
Auf der anderen Seite des Flusses wartet ein weiteres maritimes Highlight. Die Fähre Älvsnabben, die mit einem normalen Tagesticket (mehr dazu in den Tipps am Ende des Artikels) benutzt werden kann, bringt einen über den Göta älv nach Eriksberg. Am Pier 4 liegt majestätisch der Dreimaster und Ostindienfahrer „Götheborg“. Im 18. Jahrhundert brachte das Schiff Reichtümer und seltene Waren aus China nach Schweden, dann sank es und geriet in Vergessenheit. In den 1980er-Jahren wurde das Wrack entdeckt, geborgen und originalgetreu mit der Technik und den Werkzeugen aus dem 18. Jahrhundert nachgebaut. Einige Jahre segelte die „Götheborg“ dann wieder über die Weltmeere, ehe sie als Museumsschiff endgültig in ihrer Heimatstadt festmachte. Im Herbst kann das faszinierende Schiff samstags um 12, 13 und 14 Uhr mit einer Führung besichtigt werden.
Shopping und Fika, das geht perfekt in Göteborg
Nach so viel Seeluft ist es Zeit für Shopping und Fika. Beides kann man in Göteborg ausgesprochen gut. Zum einen ist dafür natürlich die gesamte Innenstadt ein geeigneter Ort. Insbesondere in der Södra Larmgatan und rund um die Magasingatan mit ihren abwechslungsreichen Geschäften lässt es sich hervorragend bummeln. Wenn das Wetter schlechter sein sollte, lädt die Shopping-Mall „Nordstan“ direkt gegenüber des Hauptbahnhofs zum Einkaufsvergnügen ein. Etwa 200 Geschäfte, Cafés und Restaurants warten in Schwedens größter Shopping-Meile auf den Besucher. Kleiner und gemütlicher geht es dagegen im trendigen Viertel Haga zu. Hier locken kleine Boutiquen, Kunsthandwerk und vor allem sehr heimelige Cafés. Gerade im Herbst, wenn die Tage etwas kühler sind, zeigen die Schweden, dass sie wie alle Skandinavier eines besonders gut können: Gemütlichkeit. Schon beim Hereinkommen weht einem der leckere Duft von Zimtschnecken („kanelbullar“)und Kuchen entgegen. Für eine Fika-Pause mit „kanelbulle“, Blaubeerkuchen oder schwedischem Schokoladenkuchen sollte daher auf jeden Fall Zeit sein. Und nach dem Genuss der größten Zimtschnecke der ganzen Stadt im Café Husaren stehen auch sicher neue Kräfte zur Verfügung.
Denn Göteborg hat noch weitaus mehr zu bieten.
Pures Vergnügen in Liseberg
Vergnügtes Geschrei tönt dem Besucher des Vergnügungsparks Liseberg entgegen. 100 Jahre hat er bald auf dem Buckel. Aber das Alter sieht man ihm nicht an. Unzählige Fahrgeschäfte, Buden und verschiedene Konzerte oder andere Veranstaltungen sorgen dafür, dass Liseberg nicht nur viel Spaß bereitet, sondern dass man hier auch regelrecht die Zeit vergessen kann. Bis Ende September hat der Park ganz regulär geöffnet. Ab Mitte Oktober öffnet dann „Halloween på Liseberg“.
Ist der Herbst golden, dann kann man in aller Ruhe durch den Vergnügungspark wandeln. Ist er hingegen regnerisch, ist das direkt nebenan liegende Universeum eine gute Alternative. Vor allem Kinder können hier die Welt entdecken – informativ, spielerisch, praktisch. Vom feuchtwarmen Regenwald über physikalische Experimente bis hin zur faszinierenden Welt der Dinosaurier: perfekt für alle kleinen großen Forscher!
Shopping, Sightseeing, Vergnügen, Fika, Forschungsreise – mit den Einkaufstaschen voll bepackt und den Sinnen voller neuer Eindrücke wird es nun Zeit, den Weg zurück zum Schiff zu finden. Nachdem alle Fundstücke in der Kabine verstaut sind, geht es nach oben an Deck. Von hier aus schweift der Blick in der Abendstimmung nochmals über die Stadt und den Hafen, dann legt die Fähre ab und fährt langsam unter der „Älvsborgsbron“ hindurch, dem Tor Göteborgs zum Meer. Die Brücke ist unglaublich hoch, doch es scheint, als würden die höchsten Aufbauten des Schiffs nur knapp darunter hindurchpassen.
Abschied – und ein Wiedersehen schon im Kopf?
Während die Sonne allmählich im Meer versinkt, durchquert die Fähre der Stena Line die weitläufigen Schären vor der Küste Göteborgs. Unzählige größere und kleinere Inseln tummeln sich hier. Manche sind bewohnt, die meisten aber nur von Möwen besetzt. Draußen auf dem offenen Meer kann es im Herbst ganz schön stürmisch werden. Ein energischer Abschied von einer faszinierenden Stadt.
Ob sie „världens bästa stad“ ist, darüber kann man sicherlich streiten. Spannend, abwechslungsreich und definitiv wert, bald wieder besucht zu werden, ist sie allemal!
Der Minitrip ist aber noch nicht zu Ende. Es wird allmählich kalt an Deck. Zeit, eines der Restaurants an Bord aufzusuchen! À la carte, Cafeteria oder Buffet? Die Wahl fällt schließlich aufs Buffet. Nach dem reichhaltigen Abendessen klingt der Abend an der Bar und auf dem Tanzparkett aus. Bei den Minitrips Musik & Meer kommt die Musik nicht nur vom Bordentertainer, sondern eine Liveband spielt in der Bar und sorgt für Stimmung. So kann das Tanzbein geschwungen werden, oder man nippt einfach entspannt am Glas, während der Fuß beschwingt im Takt mitwippt.
Mit dem Kaffee in der Hand und dem Blick aufs Meer zurück nach Kiel
Am nächsten Morgen wartet ein üppiges Frühstück im Buffetrestaurant. An einem Fensterplatz schmecken Kaffee, Pfannkuchen und Co. besonders gut. Von hier aus kann der Blick übers Meer schweifen. Schon bald taucht das Marinedenkmal von Laboe auf und kündigt Kiel an.
Die letzten Meter durch die Kieler Förde wollen dann wieder an Deck verbracht werden. Der Morgen ist frisch, es riecht nach Meer, der Kurzurlaub ist zu Ende. Fast drei Tage geprägt von Meer und Wasser, eine kleine Auszeit und ein wunderbarer Schwedenhappen im Herbst.
Tipps:
- Im Grundpaket von Stena Line sind bei täglicher Abfahrt ab Kiel Hin- und Rückfahrt, zwei Übernachtungen und das Programm an Bord inklusive. Die Mahlzeiten müssen noch hinzugebucht werden.
- Göteborg lässt sich wunderbar zu Fuß oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erkunden. Noch einfacher ist es aber mit dem Fahrrad, das kostenlos auf den Minitrips der Stena Line mitgenommen werden kann.
- Bei Stena Line können die Tickets für die Paddan-Boote oder andere Stadtrundfahrten bereits vorgebucht werden. Auch das Tagesticket für die Straßenbahnen, Busse und Personenfähren kann gleich bei der Buchung gekauft werden, was empfehlenswert ist, da man so nur wenige Meter vom Fährterminal entfernt ohne weitere Umstände in die Straßenbahn Richtung Zentrum einsteigen und mit der Erkundungstour durch Göteborg loslegen kann.
- Der Aufenthalt in Göteborg beträgt bei den Mini-Trips von Stena Line etwa neun Stunden. Ganz Göteborg kann in dieser Zeit sicher nicht entdeckt werden. Deshalb ist es sinnvoll, sich im Vorfeld schon ein paar Dinge zu überlegen, die man auf jeden Fall sehen oder machen möchte.
https://www.stenaline.de/skandinavien/kurzreisen/minitrip-goeteborg
Hallo
Schöner Bericht über Göteborg. 2018 war ich für einen Tag dort und im September geht es für 4 Tage hin – freu mich schon wieder auf die schöne Stadt. Ichwar 2018 im Aeroseum und werde dieses Jahr wieder hingehen, da es meine Freundin noch nicht kennt und wir beide Flugzeugfans sind. In Schweden kann man sich einfach bequem mit der Bahn von A nach B fortbewegen und es ist günstig 🙂
Grüße aus Österreich
Sandra