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Altes und neues am Mälaren – Handwerkerstädte und stattliche Schlösser (Teil 2)

Ein weiteres Beispiel, wie sich die schwedische Geschichte auf jedem Quadratmeter am Mälaren zeigt, sind die Schlösser. Vor allem im 17. und 18. Jahrhundert schossen an den Seeufern mehr oder weniger großartige Bauwerke wie Pilze aus dem Boden. In der Umgebung gibt es rund zehn Schlösser, von Taxinge im Südosten bis Engsö im Nordwesten, die alle einen Besuch wert sind.
Das Juwel in der Krone ist natürlich Gripsholm, das allein oder in Verbindung mit einer Schifffahrt von Mariefred nach Birka besucht werden kann. Das Schloss mit seinen charakteristischen Turm ­ kuppeln ist das älteste der königlichen Schlösser in Schweden und mit der Zeit zu einem kulturellen Knotenpunkt geworden. Der Reichssaal mit dem Ganzkörperporträt von König Gustav Wasa und den damaligen europäischen Regenten ist hierfür ein Beispiel, die große Porträtgalerie mit bedeutenden Schweden seit der Zeit von Gustav Wasa ein anderes. Und nicht zu vergessen das gemütliche Drottningholm-Theater.

Beeindruckend zu sehen ist, wie man in der Umgebung des Mälaren nicht nur spektakuläre Bauwerke aus der Vergangenheit bewahrt hat, sondern es ebenso schafft, das alltägliche Leben der „einfachen Menschen“ abseits der Schlosssäle darzustellen. Das Freilichtmuseum Vallby liegt einen angenehmen Flussspaziergang entlang des Svartån von der Innenstadt von Västerås entfernt und bietet lebendige Einblicke in das bäuerliche Leben im 19. Jahrhundert. Im rekonstruierten Dorf können Sie Gebäude aus dem 17. bis 19. Jahrhundert besichtigen und aus der Nähe betrachten, wie das Leben darin aussah. Zahlreiche Kunsthandwerker sind hier heute tätig.
Auf eine ähnliche Weise bieten die Rademacherschmieden in Eskilstuna einen Einblick in ein Handwerk mit jahrhundertelanger Tradition. In unmittelbarer Nachbarschaft zu den hypermodernen, beeindruckenden Gebäuden der Hochschule Mälardalen bilden sie eine kleine Oase mitten in Eskilstuna, in der man zwischen den roten Häuschen flanieren und in kleine Werkstätten und Geschäfte hineinschauen kann.
Wenn die Runensteine, Schlösser und Schiffssetzungen an eine ferne Vergangenheit erinnern, bieten die Rademacherschmieden auf eine gewisse Weise einen Übergang ins moderne Mälartal. Als das Handwerk in den Schmieden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in die Fabriken verlagert wurde, entwickelte sich das Gebiet am Mälaren zu einem wichtigen Produktionsstandort in Schweden. Das ist nicht zuletzt in Eskilstuna und Västerås zu spüren, die bis heute Industriestädte sind.

© Visit Eskilstuna

Ein Beispiel hierfür ist das Munktellmuseum. Es liegt in Nachbarschaft eines Freizeitbads und eines Kunstmuseums, so dass man einen ganzen Tag in diesem Quartier verbringen kann. Die drei Ausstellungshallen des Museums präsentieren anhand von historischen Industrie- und Landwirtschaftsmaschinen 150 Jahre Geschichte. Wer alte Traktoren liebt, dem werden hier die Augen aufgehen. Und wollten Sie nicht auch immer schon wissen, wie viel ein Planierer von Munktell von 1924 genau wiegt? Hier erfahren Sie es!

Museen sind nicht selten Orte, an denen die Ausstellungsobjekte mit einer besonderen Vorsicht behandelt werden müssen. Nicht so im Munktellmuseum. „Nein, da sind wir ganz anders“, sagt Museumsdirektorin Jannicke Serneberg.
„Wo andere Schilder mit ‚Berühren verboten‘ aufstellen, fordern wir unsere Besucher und besonders die Kinder sogar dazu auf, auf die Maschinen zu klettern und darin probezusitzen. Schließlich handelt es sich um sehr stabile Maschinen.“
Geht man weiter am Fluss entlang stadtauswärts, erreicht man bald das Café Norr, das mit seiner funktionalistischen Einrichtung, seiner ausgezeichneten Küche, seiner gemütlichen Bar am Abend und den Jazzklängen im Hintergrund (manchmal auch in Form eines Konzerts) zu den liebenswertesten Restaurants der Stadt zählt.

Das über 1.000 Jahre alte Västerås ist auf vielerlei Arten ein Tor zur schwedischen Geschichte. Neben dem bereits erwähnten Freilichtmuseum Vallby und Anundshög gibt es hier nicht zuletzt den Dom. Das Gebäude mit seinen Ursprüngen im 13. Jahrhundert und dem Grab von König Erik XIV. ist über 90 Meter hoch und durchaus mächtig. Im alten Konsistorium aus dem 16. Jahrhundert bietet das Café Malin eine Oase der Ruhe, draußen hinterm Haus auf der idyllischen Terrasse ebenso wie drinnen. Hier können Sie im oberen Stockwerk die vielleicht schönste Deckengestaltung in einem schwedischen Café studieren. Västerås ist auch eine Stadt, in der die neuere Geschichte zu spüren ist. Entlang der Eisenbahn und unten am Ufer des Mälaren gibt es weiter zahlreiche Industrieanlagen. Zugleich wird die Stadt ständig verändert und erneuert, etwa an Orten wie der Slakteriet, dem alten Schlachthof. Hier wurde 2009 eine Gourmet-Kaufhalle eröffnet, mitten im sonst eher anonymen Industrieviertel Sjöhagen. Die Slakteriet bietet erstklassige Rohwaren, wenn man selbst kochen möchte – und hier finden Sie zweifellos die besten Dinge, die Sie am Abend auf den Grill legen können. Zugleich bieten zahlreiche kleine Restaurants preiswerte Spezialitäten der internationalen Küche, die man auf dem gemütlichen Food-Court verspeisen kann. Wie Greger sagt: „Fein essen, aber ohne Pinzette.“
Und wer dennoch auf die Pinzette nicht verzichten möchte, der sollte das Locavore im Ångkraftsvägen ansteuern, das eine asiatisch inspirierte Küche bietet. Im 18. Stock, mit einer beeindruckenden Aussicht über den Mälaren, können Sie mit einem Glas Wein in der Hand sitzen und den Blick über das Wasser und eine Gegend streifen lassen, in der ständig Altes auf Neues trifft.

Hier geht es weiter zum zweiten Teil „Altes und neues am Mälaren (Teil 1)


TIPPS in der Umgebung:
© Visit Västerås

Schloss Engsö: Haben Sie noch nicht genug von mächtigen Spukschlössern? Besuchen Sie das gastliche Schloss Engsö bei Västerås. Das Schloss ist seit langem dafür bekannt, dass es darin spukt.

Kokpunkten (Västerås): Wenn Sie Västerås mit etwas älteren Kindern besuchen, ist ein Besuch im ersten „Actionbad“ Schwedens ein Muss. Die steilen Wasserrutschen treiben den Puls hinauf. Und tauchen Sie mit einem VR-Headset in einem ganz normalen Becken, das sich in einen Ozean verwandelt.

© Jens Mohr

Zero One Six Skatepark (Eskilstuna): Wenn es einmal regnen sollte, haben Sie eine gute Ausrede, um einen der besten überdachten Skateparks des Landes zu besuchen. Inline-Skater, Skateboards, Kickbikes oder BMX auf 1.200 Quadratmetern.

Museumseisenbahn (Länggesta/Mariefred): Ein rollendes Museum, bei dem Sie, verglichen mit dem heutigen ICE-Tempo, ganz langsam Zug fahren können, ganz so wie früher.

Schloss Skokloster: Am Mälaren reihen sich stattliche Schlösser. Das Schloss Skokloster reicht zurück bis 1654 und ist der größte private Palast, der in Schweden errichtet wurde.

Text: Mattias Dahlström || SCR Svensk Camping
Titelbild: © Raphael Stecksén/Kungligaslotten.se


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