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Hilfe für den Oslofjord

Wussten Sie, dass der Oslofjord einer der artenreichsten Fjorde Norwegens ist? Ich jedenfalls war überrascht, als ich das auf der Webseite des norwegischen Klima- und Umweltministeriums las. Denke ich an die imposante Natur norwegischer Fjorde, fallen mir eher der Sognefjord oder der Nordfjord ein.

Aber ich habe auch die schlechte Nachricht gelesen. Der Oslofjord ist bedroht: sein Wasser, die Tiere und Pflanzen und auch die Möglichkeiten, sich zu erholen. Beispiele gefällig?

  • Der Kabeljau kommt im Oslofjord so selten vor, wie noch nie seitdem die Vorkommen erfasst werden. Fische oder Schalentiere sind in einigen Bereichen des Fjords wegen zu hoher Konzentrationen von Umweltgiften nicht mehr essbar.
  • Von Ackerflächen und über die Abwasserentsorgung gelangen zu viele Nährstoffe ins Fjordwasser. Starkes Algenwachstum ist die Folge. Dadurch kann das ökologische Gleichgewicht im Fjord gestört werden. Nicht in den Oslofjord gehören auch Plastik und Mikroplastik, die die Hauptrolle bei der Vermüllung spielen.
  • Einige Anwohner haben illegal Gebäude oder Zäune errichtet. Öffentliche Zugänge zum Ufer sind dadurch versperrt.

All das schränkt auch die Lebensqualität der 1,6 Millionen Menschen ein, die am Oslofjord leben. Ähnliches gilt für den Tourismus.

Wegen dieser Situation hat die norwegische Regierung einen „Ganzheitlichen Plan für den Oslofjord“ aufgestellt. Diesen Plan hat der norwegische Klima- und Umweltminister Sveinung Rotevatn auf einer Pressekonferenz am 30.03.2021 vorgestellt (Hier klicken, um den Plan des Klima- und Umweltministeriums als pdf anzuschauen, nur auf norwegisch verfügbar). Der Plan besteht vor allem aus einem dicken Bündel verschiedener Maßnahmen. Um die Ziele dieser Maßnahmen zu erreichen, soll der Austausch zwischen allen Beteiligten verbessert werden. Dazu gehören die Politik, Kommunen, Unternehmen und die Anwohner. So soll zum Beispiel:

  • ein Netzwerk zur Verbesserung des Managements der Strandzonen und der Seegebiete geknüpft werden. Wichtig für die Zusammenarbeit wird auch eine Maßnahmenkarte sein. Diese soll neben dem Oslofjord selbst auch die Flüsse darstellen, die Verunreinigungen in den Fjord tragen können.
  • Die Regierung will die Lebensbedingungen der Tierwelt verbessern. Für die Fische werden bestimmte Fjordbereiche als Laichgebiete entwickelt. Zur Förderung der Seevögel soll der Mink (Amerikanischer Nerz) bekämpft werden. Minke sind nicht nur für heimische Wasservögel, sondern auch für andere einheimische Arten eine Bedrohung. Diese Art ist in Europa nicht heimisch und wurde durch den Menschen eingeschleppt. In Vogelreservaten will die Regierung den Verkehr künftig so regulieren, dass die Tiere während der Brutzeiten besser vor Störungen geschützt sind.
  • Verschmutzte Stellen des Meeresbodens von Müll befreien. Um eine weitere Vermüllung zu verhindern, werden zunächst mögliche Quellen erfasst und in eine Karte eingetragen.

Ob die gesetzten Ziele erreicht werden, soll eindeutig kontrollierbar sein. Dazu werden zum Beispiel für die Fische und das Zooplankton Ziele entwickelt, die direkt messbar sind.

Der Plan nimmt nicht nur Gefahren für die Natur, sondern auch die Barrieren für die Erholung ins Visier. So plant die Regierung, illegale Uferabsperrungen zu entfernen und künftig zu verhindern. Strandzonen sollen für die Öffentlichkeit nicht nur besser sondern auch umweltfreundlicher erreichbar sein. Dafür wollen die Politiker bessere Möglichkeiten schaffen, die Erholungsgebiete ohne Auto zu erreichen: zu Fuß, per Fahrrad und mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

Für Wasserfahrzeuge sollen emissionsfreie Antriebsarten weiterhin gefördert werden. Einzelne elektrisch betriebene Fähren sind auf dem Oslofjord bereits im Betrieb. Es gibt Firmen, die sich auf das Ausleihen von elektrisch betriebenen Booten spezialisieren, auch als touristisches Angebot. Dazu planen diese Firmen, alte schrottreife Boote zu restaurieren und mit Elektromotoren auszustatten.

Als ein Schlüssel zum Erfolg sehen die Macher des Plans die stärkere Verbreitung des Wissens über den Oslofjord an. Daher will die Regierung ein neues Naturinformationszentrum für den Fjord errichten. Ein Standort für das Zentrum wird noch gesucht.

Das sind ehrgeizige Pläne. Ich hoffe, dass möglichst viele der Ziele erreicht werden. Vielleicht wundert es mich künftig nicht mehr zu lesen, dass der Oslofjord einer der artenreichsten Fjorde Norwegens ist.

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Über den Autor

Karsten Zeidler

Ich bin Geograph und fotografiere sehr gerne, am liebsten in den Bereichen Landschaft und Natur. Ich mag einsame und schroffe Landschaften im beeindruckenden Licht. Kein Wunder, dass es mich seit Mitte der 90er Jahre regelmäßig in den Urlaub nach Skandinavien zieht. Seit 2012 ist der Winter meine bevorzugte Jahreszeit. Die Zeit zwischen den Urlauben verbringe ich besonders gerne mit dem Schreiben über meine Reisen und dem Präsentieren von Fotos.

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