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Weit im Norden, mittendrin

Harstad-Sommer-Vibes

Text: Andrea C. Bayer, Titelbild: © Jan Schmitt

Harstad ist ein Gefühl. Die Stadt weit im Norden Norwegens kommt unaufgeregt daher und versprüht zugleich so viel nordische Echtheit, dass es entspannte Ruhepausen braucht, um die vielen Eindrücke angemessen zu verarbeiten. Da kommt es gerade recht, dass der Ausgleich zu Abenteuern in der Natur nie weit entfernt ist – im gemütlichen Café mit internationalem Flair oder bei gehobener Kulinarik mit Meerblick.

Harstad liegt rund 250 Kilometer nördlich des Polarkreises. Das ist da, wo schon im frühen Sommer die Sonne nicht untergeht. Wo Berge tausend Meter in die Höhe ragen und im Meer das ganze Jahr Winter herrscht. So jedenfalls beschreibt es Kristian Hyllestad. Der Chef von Risholmbukt Kayak ist sommers wie winters in den Buchten der Region um Harstad unterwegs und weiß: „Etwas weiter unten hat das Wasser das ganze Jahr über eine Temperatur von fünf bis sechs Grad.” Auch das trägt zu diesen Wahnsinnskontrasten bei, die man erlebt, wenn man mit Kristian auf Tour ist. An windarmen Tagen gleiten die gelb-roten Boote seiner Flotte ruhig und elegant über das tiefdunkle Wasser. Es geht raus zu kleinen Inseln und zu feinen Sandstränden. Der Pausenkaffee wird frisch aufgebrüht. Der Blick wandert hinüber zu den Bergen.

© David Buettner & Jan Schmitt

Arctis Basecamp: Von Harstad durch den Norden

Das Schöne am Outdoorerlebnis in und um Harstad: Es braucht kaum eigene Vorbereitung. Alles ist nah dran; man kann sogar direkt vom Stadtzentrum aus losgehen und ist in kurzer Zeit inmitten faszinierend-schöner Natur. Die Menschen in Harstad selbst teilen ihre Natur und ihr Wissen gerne: Ob individuell oder einer Gruppe angeschlossen – es gibt so viele buchbare Aktivitäten, dass eine Woche in Harstad gerade mal ein Anfang sein kann. Da warten Ausflüge zu Grotten und Höhlen mit Namen wie Trollkjerka (Trollkirche) und Paddeltouren, die erst abends um neun Uhr starten. Da genießt man Sommernächte in der Hängematte und Picknick mit leckersten Brotkunstwerken (Nordis-Tipp: Bakerinnen) in Holzsheltern mit Aussicht, die auf Norwegisch Gapahuk heißen.

© David Buettner & Jan Schmitt
© David Buettner & Jan Schmitt

Und dann ist da noch die Sache mit dem „Arctic Basecamp”: Ich habe davon gehört, als ich im Spätwinter in Harstad war. Zum ersten Mal und mit so viel Neuschnee, dass der Kontrast zum Sommer bei diesem Gedankensprung kaum größer sein könnte. Ich mochte die Idee, Harstad als Ausgangspunkt für Erlebnisse „da oben in der Arktis” zu nutzen. Ich habe städtische Infrastruktur und eine hervorragende Erreichbarkeit von Deutschland aus; den Sommer über gibt’s sogar Direktflüge ab Frankfurt und der Flughafenbus braucht gerade mal eine Dreiviertelstunde von Harstad-Narvik bis in die Stadt.

Ich habe die Möglichkeit, täglich auf der Postschiffroute oder mit Schnellbooten nach Tromsø zu fahren, wo Eismeerkathedrale, Kunst und pulsierend-arktisches Leben auf mich warten. Immerhin ist Tromsø nämlich die nördlichste Universitätsstadt der Welt. Außerdem bin ich in Harstad im Vorgarten der Lofoten und kann per Bus oder Auto einen Tagesausflug auf die magische Inselgruppe unternehmen. Oder ich bleibe einfach auf Hinnøya, der – jenseits von Spitzbergen – größten Insel Norwegens, auf der Harstad nämlich liegt. Denn das fühlt sich alles schon wirklich sehr nordnordisch an!

© David Buettner

Mittelalter zum Anfassen

Vielleicht nehme ich mir für einen Tag oder zwei einen Mietwagen und erkunde diese schiere Unendlichkeit an kleinen Inselorten, weiten Blicken und Anhöhen, auf denen man jederzeit am liebsten sofort wieder aus dem Auto aussteigen und die Wanderschuhe schnüren möchte. Während ein Spaziergang natürlich nicht fehlen darf: Über den Stien langs Sjøen geht es aus der Stadt hinaus auf die Halbinsel Trondenes. Gerade mal einen Kilometer lang ist dieser Pfad entlang des Meeres; er führt direkt zum Historischen Center von Trondenes.

© Harriet M. Olsen, Sør-Troms Museum

Das veranschaulicht tausend Jahre Regionalgeschichte und macht ganz besonders im Freigelände Spaß. Dort ist das Leben um das Jahr 1200 nachempfunden. Mit Landwirtschaft wie damals und einer Ein-Raum-Hütte, in der es nach frisch ausgegangenem Feuer, nach Fellen und nach Kräutern riecht. Guide Mona setzt sich an die Feuerstelle. Zwischen ihren Fingern gleitet ein Stück Flachs hindurch; sie erzählt, beginnt zu flechten und katapultiert ihre Gruppe mit Worten ins mittelalterliche Nordnorwegen. Alles, was hier auf dem nachgebauten Hof entsteht, ist handgemacht. Da gibt es Kurse zur Schuhherstellung und zur Weberei und wir erfahren, wie Kleidung mit natürlichen Mitteln gefärbt werden kann.

Außerdem ist Trondenes bekannt für ein Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg: Die sogenannte Adolfkanone, die größte und mächtigste Kanonenbatterie am Atlantikwall, kann im Rahmen einer Führung besichtigt werden.

© David Buettner

Einfach sein, einfach dazugehören

Nach so vielen historischen Eindrücken ist es gut, den Weg zurück nach Harstad nochmal entlang des Meeres zu beschreiten. Im Museumscafé habe ich mich mit einem Stück Kvæfjordkake, der lokalen Tortenspezialität, gestärkt. Nun warten klare Luft, das sanfte Anklatschen der Wellen am Ufer und die Aussicht auf diese bizarre Kulisse aus einer Stadt am Ende der Bucht und inmitten der Berge auf mich.

Zum Ausklang des Tages setze ich mich auf die Terrasse des Restaurants Bark. Jetzt schaue ich wieder in die andere Richtung, hinaus übers Meer. Um mich herum entspannte Geschäftigkeit: Im Bark trifft man sich. Man lacht, man isst und hat womöglich sogar das Glück, mit Chef Nils Arthur ins Gespräch zu kommen. Der weiß, was seine Gäste wollen: „Wir Nordnorweger essen zuhause ganz traditionell mehrmals pro Woche Fisch. Wenn wir ausgehen, essen wir Fleisch.” Gesagt, gelacht.

Ich bekomme meinen Fisch serviert, bin mittendrin und ein Gast, der wie selbstverständlich dazugehört. Und einer von denen, die schnell verstehen: In Harstad geht es entspannt zu. Da muss kein Tisch reserviert werden, keine Tour monatelang im Voraus geplant werden. Man kommt, trifft sich und genießt. Essen, Natur und das wunderbare Gefühl dieser, wie Nils Arthur sie treffend beschreibt, „urbanen Kleinstadt” weit oben im Norden.


Anreise:

Nach Harstad kommt man bequem mit dem Flugzeug, ab Frankfurt bis in den September hinein sogar mit einer Direktverbindung von Discover Airlines. Mit etwas mehr Zeit bietet es sich an, den Besuch in Harstad mit einer Reise auf der traditionellen Postschiffroute zu verbinden.

Übernachten:

Ob Hotel oder Glamping – in Harstad hat man die Wahl zwischen städtischem Komfort und naturnaher Unterkunft. Für die beschriebenen Aktivitäten ist zum Beispiel das Clarion Collection Hotel Arcticus eine gute Wahl. Es liegt zentral und direkt am Wasser.

Nordis-Tipp:

Ob als Tagesausklang oder als entspannter Programmpunkt, wenn das Wetter mal nicht ganz so top ist: Das unterirdisch in den Fels gebaute Schwimmbad Grottebadet ist einen Besuch wert. Natürlich gibt’s auch eine Sauna und einen Bereich für Kinder.


Weitere Infos zu Erlebnissen, Aktivitäten, Kulinarik und Übernachtung gibt’s unter www.visitharstad.com sowie unter www.instagram.com/visitharstad.



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