Durch die zunehmende Bebauung der letzten Jahrzehnte sind die Städte rund um Reykjavík zu einem großen Stadtgebiet zusammengewachsen. In Richtung Keflavík bildet die Stadt Hafnarfjörður den Abschluss dieses Stadtgebietes. Sie hat noch den Charakter einer eigenen Stadt und ist Wohnort eines verborgenen Volkes, dem Huldufólk.
Stadt der Lava und Stadt der Elfen
Hafnarfjörður bedeutet auf Deutsch Hafenfjord. Sie wird allerdings auch „Stadt in der Lava“ oder „Stadt der Elfen“ genannt. Die Lage Hafnarfjörðurs war und ist ideal für einen Hafen. Das hatten bereits die Wikinger entdeckt, was noch heute unverkennbar in der Stadt zu sehen ist. Um diesen Teil Islands stritten sich im Mittelalter bereits die Engländer und Deutschen und auch die Dänen liessen es sich nicht nehmen, hier ihre Waren zu anzulanden bzw. isländische Erzeugnisse auf ihre Schiffe zu verladen. Offiziell hat Hafnarfjörður, Partnerstadt von Cuxhaven, aktuell um die 28.000 Einwohner. Jedenfalls die, die man sehen kann. Denn Hafnarfjörður gilt als eine der Wohnstätten des verborgenen Volkes, welche in Island Huldufólk genannt werden. Uns sind diese Wesen als Elfen bekannt, um deren Existenz immer wieder rege Diskussionen geführt werden. Überall in der Stadt sind Straßen und Häuser um zahlreiche Lavahügel herum gebaut, von denen man glaubt, dass darin Elfen leben. Eine ungefähr 7 Kilometer lange und ausgewiesene Elfenroute führt vorbei an Wohnstätten der Elfen, Zwergen oder anderer mystischer Gestalten. Zugleich bekommt man auf der Tour einen guten Eindruck von der Stadt und sieht einige der sehenswerten Attraktionen. ZAUBER DES NORDENS hat folgende Tour erkundet, die sich weitestgehend an dem offiziellen „Elf Circle“ orientiert. Sie ist 6,8 Kilometer lang und ist in 3 bis 4 Stunden zu meistern.
Elf Circle – Ein Spaziergang im Reich der Fabelwesen
Die Tour startet in der Reykjavíkurvegur am Hellisgerði, was auf Deutsch übersetzt Höhlengarten bedeutet. Der 1922 angelegte und verwunschen wirkende Garten ist mit Bäumen bewachsen und durch schmale Pfade durchzogen. Auf dem Gelände befinden sich eine Lavagrotte und viele Wohnorte von Elfen, was ihm auch den Beinamen Elfengarten gegeben hat. Der Hellisgerði ist ganzjährig zugänglich, jedoch öffnet das kleine Café im Garten nur in den Sommermonaten. Die Öffnungszeiten sind von Dienstag bis Sonntag jeweils von 13:00 – 17:00 Uhr. Es werden geführte „Elf Walks“ von Sigurbjörg Karlsdóttir angeboten. Informationen dazu findet man auf ihrer Webseite (http://alfar.is). Ein Besuch ist besonders in den Sommermonaten empfehlenswert, wenn alle Bäume mit vollem Laub versehen sind und den Blick auf den engen Pfaden einschränken.
Am anderen Ende des Hellisgerði führt ein Fußweg zur Kirkjuvegur. Dort befindet sich an der Hellisgata das Siggubær. Der Seemann Erlendur Marteinsson baute das Haus im Jahre 1902. Seine Tochter Sigríður (Sigga) Erlendsdóttir war 10 Jahre alt, als sie in das Haus zog und sie lebte dort bis 1978, als sie nach Sólvangur, einem örtlichen Altersheim, umzog. Ihr Haus wird als Beispiel für die Heimat eines Arbeiters und Seemanns in Hafnarfjörður zu Beginn des 20. Jahrhunderts bewahrt und kann besichtigt werden.
Der Skulpturenpark Víðistaðatún
Dem ausgeschilderten „Elf Circle“ folgend kommt man zu einem großen Park, dem Víðistaðatún. Dort stehen Skulpturen diverser isländischer und internationaler Künstler. Die Skulpturen wurden im Rahmen von zwei Kunstfestivals in den Jahren 1991 und 1993 aufgestellt. Ferner ist in dieser Grünanlage auch die Víðistaðakirkja zu finden. Diese turmlose Kirche fällt durch ihre moderne und eigenwillige Architektur auf.
Nach Durchquerung des Víðistaðatún folgt man der Hjallabraut aufwärts bis zu einem Kreisverkehr und folgt dann der Skjólvangur, bis diese auf die Herjólfsbraut stößt. Dort befindet sich gegenüber ein großer Gebäudekomplex, der Hrafnista genannt wird und neben Geschäften ein Altersheim beherbergt. Dort finden sich größere Felsformationen aus Lava, die als Wohnort ebenfalls älterer Elfen gelten.
Seenymphen und Strandzwerge
Die Herjólfsgata führt zurück zur Küste, der man längs eines Fußwegs zurück zur Stadtmitte folgt. An dem Kiesstrand sollen Strandzwerge anzutreffen sein. Längs des gesamtem Küstenabschnitts sollen zudem Seenymphen im Wasser umherspringen und schwimmen. An dieser Stelle kommt man an neu gebauten Wohnhäusern vorbei, die nicht so recht in das Flair der sonst typischen bunten Häuser und Dächer Hafnarfjörðurs passen. Die neu gebauten Eigentumswohnungen sind Ergebnis der steigenden Beliebtheit Hafnarfjörðurs als Wohnort.
Das Wikingerdorf Fjörukráin
Man folgt der Küstenlinie ein Stück weiter, bis man sich auf Höhe des Wikingerdorfes Fjörukráin befindet. Dort kann man die Straße überqueren. In den schwarzen Häusern des Wikingerdorfes ist eine große Hotelanlage untergebracht, das Hotel Viking. Hier wird im Juni das internationale Wikingerfestival durchgeführt. Dann kommen wikingerbegeisterte Menschen aus aller Welt nach Hafnarfjörður, um sich bei traditionellen Wettkämpfen und Spielen zu messen. Es werden auch Handwerkskunst und Theaterspiele geboten (http://fjorukrain.is).
Unser täglich Brot ist Snúður
Längs der Strandgata geht es zurück zu einem Kreisverkehr, an dem man nach rechts in die Lækjargata abbiegt. Zur rechten Seite liegt die Hafnarfjarðakirkja, die Kirche von Hafnarfjörður. Gegenüber der Kirche ist es Zeit, sich zu stärken. In der Bäckerei „Vort daglegt brauð“, was auf Deutsch „Unser tägliches Brot“ bedeutet, kann man bei einer Tasse Kaffee leckere Snúður oder andere süße Teilchen in historischem Ambiente verspeisen.
Blick über die Stadt vom Hamarinn
Die Stadt legt sich wie ein Hufeisen um den Fjord und ist von einem natürlichen geologischen Gefälle geprägt. Dies führt dazu, dass man von höher gelegenen Teilen einen herrlichen Blick über die Stadt bekommt. Besonders erwähnenswert ist der Hügel Hamarinn. Diesen erreicht man auf der Route, in dem man der Lækjargata folgt und dann nach rechts in die Brekkugata abbiegt. Am Ende der Brekkugata, führt nach links die Selvogsgata auf einen Berg hinauf. Auf der Selvogsgata es wieder nach links in die Hringbraut, wo man den Hügel Hamarinn über den Parkplatz der Flensborgarskólinn erreichen kann. In den Lavaformationen auf dem Hügel lebt eine königliche Familie von Elfen. Kein Wunder, hat man doch von hier oben einen perfekten Blick über fast den ganzen Ort.
Nach dieser Aussicht geht es über die Hringbraut wieder runter zur Lækjargata, der man nach dem Kreisverkehr ein kurzes Stück nach rechts folgt, um dann auf der anderen Straßenseite um den Stadtteich Lækurinn zu gehen. Diesem wird nachgesagt, dass dort wundervoll schillernde Wassernymphen leben.
Die Freikirche von Hafnarfjörður
Wenn man den Lækurinn passiert hat, geht es über die Austurgata vorbei an einer Vielzahl unterschiedlichster und liebevoll gestalteter Häuser, die diesen Teil Hafnarfjörðurs kennzeichnen. Zwischen den Häusern sind immer wieder einzelne Grundstücke unbebaut und es türmen sich Lavahügel auf, die von kleinen Birken bewachsen sind.
In der Austurgata befindet sich auf einem Lavahügel die Fríkirkjan Hafnarfirði (Freikirche von Hafnarfjörður). Die 1913 errichtete Kirche gehört zu der von der isländischen Staatskirche unabhängigen lutherischen Freikirche und ist schön anzusehen. Man folgt der Austurgata danach noch ein kurzes Stück und stößt wieder auf den Reykjavíkurvegur, von dem die Tour am Hellisgerði gestartet hat.
Schon gewusst?
Das eigentliche Wahrzeichen Hafnarfjörðurs ist ein um das Jahr 1900 erbauter Leuchtturm mit dem Namen Vitinn, der allerdings auf einem Privatgelände steht. So kann man diesen nur von zwei Straßen, der Vitastígur und der Hverfisgata, einsehen. Er hat noch bis ins Jahr 1979 seinen Dienst getan.
Mehr zu Island erfahrt ihr im Reisemagazin ZAUBER DES NORDENS – Das Island Magazin
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