Ein Sommer in Bullerbü könnte klischeehafter nicht sein. Allein bei dem Gedanken daran schwirren mir die Bilder von wilder und unberührter Natur, roten Holzhäuschen, pittoresken Dörfern und Höfe umgeben von unzähligen Seen, freundlichen Menschen, und ganz viel Draußensein durch den Kopf. Diese heile und unberührte Welt in der alles noch in Ordnung ist. Die Idylle die jedem von uns aus den zahlreichen Astrid Lindgren Geschichten bestens bekannt ist und eine Sehnsucht tief in uns weckt die man oft nicht in Worte fassen kann und selbst nicht wirklich versteht.
Schwedensommer – kurz und intensiv
Der Sommer ist in Schweden sehr kurz aber dafür wird jeder Tag umso intensiver genützt. Wenn die Sonne lacht, der wolkenlose Himmel im schönsten Himmelblau leuchtet und die Durchschnittstemperaturen bei 26 Grad Celsius liegen, ist es endlich Sommer in Schweden. Jede Minute des Sommers wird in Schweden im Freien verbracht und bis zum Maximum ausgekostet, da der nächste kalte und dunkle Winter bereits um die Ecke lauert.
Die Sonne geht im Sommer bereits morgens um 04:00 Uhr auf und ein Schlafen ohne Verdunkelungsrollo ist schier unmöglich. Da es erst um 22:00 Uhr dämmert und die Nächte nie so richtig dunkel werden, fühlen sich die Tage einfach nur unendlich und die lauen Sommerabende magisch an. Oft erinnern mich diese unbeschwerten Sommertage an die nie enden wollenden Sommerferien in Kindheitstagen, in denen es lediglich darum ging um welche Uhrzeit man sich im Freibad traf oder welche Sorte Eis man als nächstes schlecken wollte. Wie sehr die Schweden ihren Sommer lieben, sieht man auch ziemlich eindrucksvoll am wohl bekanntesten Fest das den Sommerbeginn einläutet, dem Mittsommarfest. Das Mittsommarfest in Schweden hat eine lange Tradition und ist neben Weihnachten eines der größten und wichtigsten Feste des Jahres. Der längste Tag des Jahres wird mit frischen Blumenkränzen im Haar und leckerem Essen im Kreis der Familie und mit Freunden gefeiert. Es wird getanzt, getrunken und gesungen und die nordische Lebensfreude ist gerade an diesem Tag allgegenwärtig.
Im und auf dem Wasser
Die beliebtesten Freizeitaktivitäten im Schwedensommer finden am, im oder auf dem Wasser statt. Allein in Småland gibt es um die 5000 Seen und Flüsse sowie mehr als 200 km Küste die zum Abkühlen einladen. Somit ist es zur nächsten Badestelle nie wirklich weit. Von Sandstränden, bunten Kieselstränden, schroff- und glattgeschliffenen Felsen an der Küste bis hin zu kleinen, kristallklaren Badeseen gibt es für jeden Geschmack genau das Richtige. Auch in Sachen Wasserqualität liegen die schwedischen Gewässer ganz weit vorne. Manche Seen haben sogar Trinkwasserqualität. Ob Trubel mit belebten Stränden und toller Infrastruktur oder ruhige, idyllisch gelegene Badestellen inmitten fantastischer Natur, auch hier kommt jeder auf seine Kosten, den die Auswahl ist einfach riesig. Die Monate Juni, Juli und August sind die besten Monate für einen Badeurlaub in Schweden und bieten meistens konstante sommerliche Temperaturen mit wenig Regen.
Wer Småland lieber gerne auf dem Wasser entdeckt, den erwarten paradiesische und einsame Wasserlandschaften. Auf einer Kanu- oder Kajaktour lässt sich die småländische Wildnis hautnah erleben und man findet überall unterschiedlich lange Touren für Anfänger und für Geübte. Ideal für längere Touren sind die Gewässer, die oftmals über kleine Flüsse miteinander verbunden sind und man dadurch abwechslungsreiche Mehrtagestouren planen kann.
Natur pur erleben
In Schweden dreht sich alles um die fantastische und einzigartige Natur. Die Landschaft und Natur Schwedens ist beeindruckend und zu jeder Jahreszeit einfach wunderschön. Im Sommer ist es jedoch so, als ob die Natur seine volle Kraft und Schönheit gebündelt präsentiert. Alles ist farbenfroh, saftig und blüht in seiner vollsten Pracht. Selbst die Menschen versprühen ein solch positives Lebensgefühl, dass man dies überall wahrnimmt. Die wilde und unberührte Natur wird als höchstes Gut Schwedens gehandelt und mit Respekt behandelt. Dank des schwedischen Allemansrätt ist es jedem gestattet sich frei und respektvoll in der Natur zu bewegen und die Schönheit in seiner Hülle und Fülle zu erleben. Natürlich ist dieses Recht auch an gewisse Regeln gebunden, über die man sich vorab informieren und unbedingt einhalten sollte.
Es macht unglaublich viel Spaß durch die småländische Natur zu streifen, nach Wildtieren Ausschau zu halten und sich durch die Natur zu snacken. Oftmals fühlt man sich wie im Schlaraffenland und wird von der Fülle an essbaren Schätzen in der Natur schier überwältigt. Die typisch schwedischen Walderdbeeren Smultron findet man bereits Anfang Juni am Wegesrand und die süßen, kleinen Beeren warten nur darauf direkt in den Mund zu wandern. Die småländische Wälder sind ab Mitte/Ende Juli reich an Blaubeeren Blåbär und den schwedischen Preiselbeeren, den Lingonbär, die in Marmeladenform, dem sogenannten Lingonsylt gerne zu schwedischen Hackfleischbällchen Köttbullar gereicht werden.
Elchliebe
Die Natur in Småland ist reich an wilden Tieren und die schwedischen Wälder bieten vielen Wildtieren einen Lebensraum.
Ein Tier hat es den Schwedenurlaubern jedoch besonders angetan und gehört zu einem vollwertigen Schwedenurlaub längst dazu. Der Elch ! In Schweden leben ca. 300.000 bis 400.000 Elche in der freien Wildbahn. Besonders viele Elche zur Fläche leben unter anderem in Småland. Die imposanten Tiere können über 2 m groß und ca. 200 bis 800 kg erreichen. Groß, majestätisch, mit langen schlaksigen Beinen und sanften, braunen Augen wirkt der Elche immer etwas dusselig. Gerade das macht dieses Tier jedoch so sympathisch und man möchte ihn am liebsten Knutschen. Auch wenn Elche als sehr scheu gelten, ist die Wahrscheinlichkeit einem über den Weg zu laufen eigentlich relativ hoch. Meistens sieht man sie wenn man in der Morgen- oder Abenddämmerung mit dem Auto unterwegs ist und sie tauchen auch gerade dann auf, wenn man am wenigsten mit ihnen rechnet.
Falls es mit einer Elchsichtung in der Natur nicht klappen will, gibt es zum Glück die Möglichkeit an einer Elchsafari in einem der vielen Elchparks teilzunehmen. Hier kann man die majestätischen Tiere aus nächster Nähe beobachten und sie sogar streicheln und füttern. Die Gehege sind meistens mehrere Hektar groß, wo sich die Tiere frei in der natürlichen Umgebung bewegen können und einem natürlichen Lebensraum am nächsten kommt.
Bullerbü existiert wirklich. Es ist jedoch kein bestimmt Ort auf der Landkarte. Es ist mehr ein Gefühl, dass gerade während eines Sommerurlaubs in Schweden aufkommt und dich – egal wie alt du bist – für immer prägt und nicht mehr loslässt.
Text & Bilder: © nordaway
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