Die Geschichte des Aquavit
Es klingt schon anregend: »Aqua Vitae«, das Wasser des Lebens, ist ein Star in den skandinavischen Ländern. Gerade an Fest- und Feiertagen hat die Spirituose im Norden Hochsaison: Ob an Mittsommer oder Weihnachten – mit seiner jahrhundertelangen Geschichte und seinen tiefreichenden Wurzeln ist Aquavit von traditionellen Werten geprägt. Heute wird vor allem seine Vielfalt geschätzt.
Text: © Nordis, Bilder: © Arcus
Die Anfänge der Destillation im hohen Norden gehen bis ins 15. Jahrhundert zurück. Der Begriff »Aquavit« taucht erstmals 1531 in einem Brief des dänischen Lord Eske Bille von der Burg Bergenhus an den Erzbischof von Trondheim, Olav Engelbrektsson, auf. Er bietet diesem eine Flasche als »Heilmittel für alle Beschwerden innerhalb und außerhalb« an. Zunächst für medizinische Zwecke verwendet, werden Anfang des 19. Jahrhunderts in Norwegen und Mitte des 19. Jahrhunderts in Dänemark die ersten Aquavite auf den Markt gebracht.
Qualitätskriterien wie Reinheit, Herkunft und Handwerk zeichnen Aquavite heute aus. Früher leicht abgetan als reiner Kümmelschnaps, wird heutzutage die Vielfalt von Aquavit, vor allem in der Barkultur, geschätzt: Ob eisgekühlt als Shot, gemixt im Cocktail, handwarm und pur genossen, vorweg als Longdrink, zu feinen Fisch- und Fleischgerichten oder als Digestif nach dem Essen – das Lebenswasser verleiht im Glas und auf dem Teller einen echten nordischen Twist.
Wie wird’s gemacht?
Aquavit ist eine reine Spirituose, die mit Destillaten und/oder Extrakten von Botanicals versetzt wird, zeichnet sich aber durch eine speziell nordische Aromenvielfalt aus. Kräftig-würzige und frische Botanicals wie Kümmel, Dill oder Zitrus verleihen dem Aquavit besondere Geschmacksnoten.
Neben einer unterschiedlichen Schreibweise – dänisch: Akvavit – gibt es auch im Herstellungsprozess wesentliche Unterschiede zwischen der norwegischen und der dänischen Ausführung: Norwegische Aquavite wie LINIE Aquavit werden auf Basis eines Kartoffeldestillats hergestellt, mit weichem Wasser und Botanicals wie Kümmelsamen, Koriander und Anis gepaart. Im Pot-Still-Verfahren zweifach destilliert, reifen und lagern norwegische Aquavite im Anschluss in Fässern, LINIE Aquavit z.B. in Oloroso-Sherryfässern. Dadurch erhalten sie ihre dunkle Farbe.
Der Lysholm N°52 hingegen ist beispielsweise ein klarer, nicht fassgelagerter Aquavit. Es war die Nummer 52 in einer Reihe von Rezepten, die wegweisend für den neuen Aquavit aus Norwegen in der Barkultur war. Mit frisch-würzigen Botanicals wie Ingwer und Zitrus ist er einem Gin sehr ähnlich.
In Dänemark dient ein etwas leichterer Weizenalkohol als Basis für den Akvavit. Mit Kümmel- und Dillsamen aromatisiert und weichem Wasser gemischt, zweifach destilliert und ohne eine Reifung in Fässern entstehen klare Akvavite. Einzig Aalborg Jubilæums Akvavit glänzt durch seine goldene Farbe, die der Akvavit durch die Zugabe von amerikanischer Weißholzeiche erhält.
In Handarbeit werden die Fässer bearbeitet Das grosse Fasslager
Die Aquavit-Anekdote
Hinter der Entdeckung von LINIE Aquavit steckt eine besondere Geschichte. Im Jahr 1805 machte sich ein Segelschiff auf den Weg von Trondheim nach Australien – an Bord gefüllte Fässer mit Aquavit der Brennerei Jørgen Lysholm. Zwei Jahre später kam ein vergessenes Fass nach Norwegen zurück. Destillateur Jørgen Lysholm stellte fest, dass der Aquavit durch die ständige Bewegung, die salzhaltige Luft und die wechselnden Klimaeinflüsse noch weicher und vollmundiger war als zuvor. Seit jeher verbringt die Premium-Spirituose während ihrer Reifereise vier Monate auf hoher See und überquert dabei zweimal den Äquator. Dies gab ihr auch ihren Namen, denn LINIE ist im Norwegischen auch ein Synonym für »Äquator«. Noch heute wird nach der traditionellen Rezeptur LINIE Aquavit hergestellt, lediglich die Art der Schiffsreise ist etwas moderner. Außerdem steht auf jeder Flasche auf der Rückseite des Vorderetiketts, durch die Flasche sichtbar, mit welchem Schiff der Wilh. Wilhelmsen-Reederei und in welcher Zeit der Inhalt zu seiner Reife gelangte.
Arcus – vom staatlichen zum privaten Unternehmen
Arcus ist ein führendes nordisches Markenunternehmen für Wein und Spirituosen, heute mit Sitz in Gjelleråsen nördlich von Oslo. Mit zwei Schwesterfirmen unter einem Dach verfügt Arcus über eine moderne Anlage für die Entwicklung, Herstellung, Lagerung und den Vertrieb dieses Segments. Das Unternehmen ging 1996 aus dem staatlichen Wein- und Spirituoseneinzelhändler Vinmonopolet hervor.
Zur Homepage des Unternehmens: www.arcus.no/en
Hier wird destilliert In diesen Fässern reift der Aquavit
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