Ende August 2021: Meine Frau und ich sitzen an der Uferpromenade des Strandvägen in Stockholm. Hinter uns erheben sich die Häuser, in denen die Reichen wohnen, über uns kreischen Möwen, vor uns tummeln sich kleine Motorboote und die großen Ausflugsboote, die in die Schären fahren, auf dem Wasser. Die Restaurants und Cafés entlang der Promenade sind voll besetzt. Der Sommer gibt nochmal alles. Wir lassen die Beine über dem Wasser baumeln, blicken hinüber auf die Insel Djurgården, die Abendsonne scheint warm und golden. Stockholm zeigt sich von seiner schönsten Seite.
Wir nehmen Abschied. In den letzten Wochen und Monaten haben wir viel Zeit in der schwedischen Hauptstadt verbracht, da wir für unser Buch „Stadtabenteuer Stockholm“, das vor wenigen Monaten im Michael-Müller-Verlag erschien, recherchiert haben. Es war eine aufregende Zeit – nicht nur, weil uns die Pandemie ständig störend in die Quere kam, sondern weil wir während unserer Recherchen unglaublich viele interessante und nette Menschen kennenlernen, spannende Gespräche führen und vor allem neue Abenteuer erleben und bisher unbekannte Orte entdecken durften.
Wir kannten Stockholm schon zuvor sehr gut. Ich lebte und arbeitete eine Zeit lang dort und mehrere Reisen führten uns immer wieder nach Stockholm. Wir waren überrascht, wie viel Neues die Stadt dennoch für uns bereit hielt. Und uns wurde wieder einmal vor Augen geführt, dass es sich lohnt, sich etwas abseits der großen Touristenströme zu bewegen.
Sicher, die Altstadt Gamla Stan mit dem königlichen Schloss und dem Hauptmarkt, die Uferpromenade Strandvägen, an der wir gerade sitzen, Djurgården mit Vasamuseum, ABBA-Museum, Skansen und dem Vergnügungspark Gröna Lund – all diese Orte zählen nicht grundlos zu den großen Highlights Stockholms. Wir können sie ausdrücklich empfehlen. Schließlich prägen sie die Stadt und erzählen viel über sie und über Schweden. Auch in unserem Reiseführer (den du im Übrigen mit „Nordis“ gewinnen kannst, siehe dazu weiter unten mehr) haben sie selbstverständlich ihren festen Platz.
Gleichwohl ist es schade, nur ein oder zwei Tage in Stockholm zu bleiben, die großen Highlights anzuschauen und dabei vieles andere liegen zu lassen. Denn die Hauptstadt bietet so viel mehr – und oft ist dieses Mehr gar nicht weit weg.
Elf solcher Orte, die ein wenig abseits der klassischen Touristenpfade liegen, will ich hier vorstellen. Es sind gewiss keine Geheimtipps – dieses Wort ist eh völlig überstrapaziert –, aber es sind Orte, die man vielleicht nicht auf den ersten, sondern erst auf den zweiten Blick entdeckt. Es sind auch nur elf. Freilich gäbe es unzählige weitere. Dass die Liste also alles andere als vollständig ist, ist mir vollkommen klar.
- Zimtschnecken bei Ingrid
Eine kanelbulle, eine Zimtschnecke, gehört zur Schwedenreise einfach dazu. Die Bäckerei Ingrid in der Regeringsgatan 91 versteht sich besonders darauf, extrem leckere und fluffige Schnecken zu backen. Das wissen auch die Stockholmer, weshalb die Schlangen vor der Bäckerei manchmal länger sein können. Aber das Warten lohnt sich.
2. Voll aktiv im Bühnenkunstmuseum
Stockholm lockt mit unzähligen Museen, sodass man schnell den Überblick verliert. Eines, das ein wenig im Schatten der großen Museen steht, ist das scenkonstmuseet, das Bühnenkunstmuseum. Nicht nur für Theater-, Musical- und Operninteressierte ist dieses Museum in der Sibyllegatan 2 gleich hinter dem Theater Dramaten spannend, sondern besonders auch für Familien mit Kindern. Viele interaktive Stationen fördern die Kreativität und den Spaß. Es gibt eine Bühne für die improvisierte Szene, man kann tanzen, sich verkleiden oder im Schminkraum die verrücktesten Masken anlegen und vieles mehr. Ein Museum, das Laune macht.
3. Abseits im Zentrum: der Eisenjunge
Ganz klein sitzt er da, die Knie an den Körper gezogen, den Blick sehnsüchtig zum Mond gewendet – der järnpojke, der Eisenjunge. Schwedens kleinste Statue mit nur 15 Zentimetern Größe steht eigentlich absolut zentral in der Nähe des Schlosses, dann aber doch etwas versteckt auf dem Hinterhof der Finnischen Kirche in der Trädgårdsgatan 2. Manche Stockholmer stricken ihm winzige Mützen oder Schals, damit er im Winter nicht friert. Oder sie legen ihm Bonbons hin. Süß.
4. Leckeres und monatlich wechselndes Essen im Woodstockholm
An guten Restaurants mangelt es Stockholm gewiss nicht. Schwer bis unmöglich ist es da, eines herauszupicken. Ich versuche es dennoch: Das Woodstockholm am Mosebacke Torg auf Södermalm fasziniert mich immer wieder aufs Neue. Nicht nur, weil es auch Showroom für die selbstgeschreinerten Möbel ist. Sondern vor allem, weil das Restaurant mit einer monatlich wechselnden Karte aufwartet. Mal steht ein Land im Fokus, mal ein Thema. Dann wird experimentiert und der Gaumen definitiv überrascht. Ein Restaurant, das dadurch immer im Wandel ist und stets etwas Neues bietet.
5. Nachts baden auf Långholmen
Tagsüber ist der Strand auf Långholmen (Långholmsbadet beim Långholmen Hotell) im Sommer prall gefüllt. Abends dann leert er sich. Nur ein paar Nachtschwärmer sind unterwegs. Jetzt bei der einsetzenden Dunkelheit ins Wasser einzutauchen und die nächtliche Stadt schwimmend zu erleben, ist ein ganz besonderes Erlebnis.
6. Kunst und Natur im Artipelag
Wie gesagt, hier werden keine Geheimtipps präsentiert. Das Kunstmuseum Artipelag ist alles andere als ein Geheimtipp. Durch seine Lage draußen in den Schären (Artipelagstigen 1, Gustavsberg) befindet es sich aber etwas abseits und dadurch vielleicht nicht immer auf dem Schirm von Stockholmbesuchern. Eine Fahrt hierher lohnt sich aber sehr. Das geht mit dem Auto oder dem Bus, am schönsten ist aber die Bootsfahrt mit dem nostalgischen Schiff Gustafsberg VII (stromma.com). Im Artipelag verschmelzen dann Kunst, Architektur und Natur. Rund um das Museum befinden sich mehrere Kunstobjekte inmitten der Natur. Man muss also gar nicht mal ins Museum, sondern kann sich auch nur draußen aufhalten, spazieren, picknicken, vielleicht auch baden und zugleich Kunst genießen.
7. Ein Garten in der Stadt: Vintervikens trädgård
Das Schöne an Stockholm ist, dass Großstadt und Natur ständig Hand in Hand gehen. Ist man gerade noch an einer großen, lärmenden Straße, kann man sich im nächsten Moment an einem Ort befinden, der gefühlt weit weg von Stadt und Lärm ist. Im Vintervikens trädgård ist dieses Gefühl extrem. Von der nur 300 Meter entfernten E20 spürt und hört man nichts, wenn man hier im urgemütlichen Garten des Cafés sitzt und sich die kleinen saisonalen Gerichte oder die Backwaren aus der eigenen Bäckerei schmecken lässt. Einziges Problem dieser grünen Oase: Sie ist nicht so schnell zu erreichen. Am besten ist die U-Bahn bis Aspudden und dann ein zehnminütiger Fußweg bis zum Vinterviksvägen 30.
8. Kurzurlaub von der Stadt beim Hellasgården
Mit dem Bus 401 von Slussen ist man in nicht einmal einer halben Stunde beim Hellasgården. Im Sommer kann es ganz schön überlaufen sein, denn der Ort im Ältavägen 101 in Nacka ist bei den Stockholmern sehr beliebt, bietet er sich doch für eine Auszeit mehr als ideal an. Der Källtorpsee lädt zum Baden ein, man kann SUPs, Mountainbikes und Kajaks ausleihen oder Fußballgolf, Minigolf oder Tennis spielen. Ein Freizeitparadies!
9. Abseits vom glitzernden Stockholm: die Graffiti Galerie Snösätra
Der Snösätra Gränd liegt ziemlich abseits und ist am besten mit dem eigenen Auto zu erreichen. Ein altes, verlassenes Fabrikgelände wurde hier von Sprayern erobert, die den trostlosen Ort in eine farbenfrohe und vor Kreativität nur so sprühende Kunstgalerie verwandelt haben. Immer wieder vom Abriss bedroht, dabei ist sie so ein wohltuender Gegenpol zum glitzernden Stockholm.
10. Ab in die Schären: Gällnö und Karklö
Ein Ausflug in die Schären gehört zu einem Stockholmbesuch dazu. Viele tuckern mit den Schärenbooten entweder auf die Fjäderholmarna, weil sie der Stadt so nah sind, oder nach Sandhamn, weil die Insel ganz weit draußen liegt und vielleicht die bekannteste Schäre ist. Beide Ziele sind traumhaft schön. Etwas ursprünglicher geht es auf anderen Inseln zu, die mindestens genauso viel Schärenromantik versprühen, zum Beispiel auf Gällnö. Hier kann man auch im einfachen, aber traumhaften Vandrarhem übernachten. Wer will, wandert auf die Nachbarinsel Karklö. Den kleinen Sund zwischen den Inseln muss man mit Muskelkraft überwinden. Ruderboote liegen für alle Wanderer bereit.
11. Urgemütlich in den Schären übernachten: das Vaxholms Bed & Breakfast
Zum Schluss vielleicht doch noch etwas, was ein wirklicher Geheimtipp sein könnte: das Vaxholms Bed & Breakfast in der Drottninggatan 7 in Vaxholm, der „Hauptstadt“ der Schären. Das kleine, familiengeführte Bed & Breakfast verfügt nur über zwei Zimmer. Früh buchen ist also angesagt. Diese sind aber wunderschön eingerichtet. Im Gewächshaus oder im Innenhof wird gegessen. Außerdem bieten die Besitzer viele Aktivitäten an: von der schwimmenden Sauna auf dem Meer über Kanelbulleworkshops und Angeltouren bis hin zum Winterfeuer im Schnee.
Das sind nur elf Tipps. Stockholm bietet natürlich noch viel, viel mehr. Die Tipps sollen ermutigen, sich für die Hauptstadt Schwedens Zeit zu lassen und mal die ausgetretenen Pfade, auf denen alle Touristinnen und Touristen wandeln, zu verlassen. Oft liegen ganz besondere Ecken gar nicht weit entfernt, man muss nur hinter die nächste Straßenecke schauen.
In „Stadtabenteuer Stockholm“ sind wir auf vielen unterschiedlichen Pfaden gegangen. Das waren manchmal die wohlbekannten, oft aber die neuen und für uns noch unbekannten. Dadurch erlebten wir Stockholm nochmals auf eine ganz eigene, spannende Weise. Wir fanden große Abenteuer, als wir dem König aufs Dach stiegen, und ganz stille Momente, als wir der Schildkröte Champ einen Besuch auf dem Tierfriedhof abstatteten.
Stadtabenteuer – Stockholm
33 Erlebnisse wurden es schließlich, die wir mit dir teilen wollen. Zusammen mit dem Michael-Müller-Verlag verlost Nordis vier Exemplare unseres Buchs. Dazu müsst ihr folgende Frage beantworten: In Schweden kommt man nicht um Zimtschnecken herum. Wie heißt dieses leckere Gebäck auf schwedisch?
Mit etwas Glück kannst du ein Exemplar der „Stadtabenteuer Stockholm“ gewinnen!
Schicke die Lösung bis zum 24.07.2022 (Einsendeschluss) mit dem Stichwort „Stockholm“ an verlosung@nordis.com oder an Nordis Verlag GmbH, Stichwort „Stockholm“, Maxstraße 64, 45127 Essen.
Alle Teilnahmebedingungen, Gewinnspielrichtlinien und Datenschutz finden Sie hier.
Text & Bilder: © Johannes Möhler
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