Hochland-Trekking in Island klingt erstmal anstrengend (ist es auch). Was, wenn ich dir sage, dass es in Island eine Mehrtageswanderung gibt, die du auch ohne große Erfahrung meistern kannst?
Der Laugavegur ist eine super Tour für alle, die Trekking mal probieren möchten und ich erzähle dir in den nächsten Zeilen, warum das so ist.
Infos über den Laugavegur
Der Laugavegur verläuft über 55 Kilometer durch das isländische Hochland und bietet dabei jeden Tag eine völlig neue Umgebung. Startpunkt und Endpunkt sind Landmannalaugar und Þórsmörk, der Weg kann in beide Richtungen gelaufen werden. Man ist 4 Tage unterwegs und läuft am Tag zwischen 12 und 17 Kilometern.
Einer der 1.000 Wandertouren, die man machen muss, um die Welt zu sehen
Der Laugavegur wird regelmäßig als einer der 100 schönsten Wanderwege der Welt ausgezeichnet und findet sich auch in dem Buch „1.000 Wandertouren, die Sie machen müssen, um die Welt zu sehen“ aus dem Bruckmann Verlag. Dort reiht er sich ein mit dem Pacific Crest Trail (bekannt aus dem Buch und Film „Wild“), die Durchquerung der Anden und sämtliche Alpenüberquerungen. So abwechslungsreich wie er ist, gehört er tatsächlich auf jede Top-Liste!
Der Laugavegur bietet unglaublich schöne und faszinierende Einblicke in die Wildnis Islands und man spürt täglich, wie abgeschieden die Insel trotz regelmäßiger Flugverbindungen dann doch ist. Farbenfrohe Berge, Schneefelder, dampfende Quellen und bunte Solfataren sind nur ein paar der Highlights, die der Laugavegur seinen Wander:innen bietet.
Warum der Laugavegur für Trekking-Einsteiger:innen geeignet ist
Der Laugavegur war meine erste Trekking-Tour, ganz ohne jede Erfahrung. Nachdem ich jetzt schon andere Touren gelaufen bin, bin ich umso mehr überzeugt, dass er perfekt für Einsteiger:innen ist. Das liegt vor allem an den nächsten Punkten.
- Der Laugavegur ist relativ kurz
Mit vier Tagen Gehzeit und 55 Kilometern Distanz ist der Laugavegur im internationalen Vergleich tatsächlich sehr kurz und damit gut für den Einstieg geeignet. Die Tagesetappen sind zum Teil mit steilen Anstiegen sportlich, aber nicht so lang, dass es auch Einsteiger:innen nicht schaffen könnten.
- Der Weg ist beliebt
Das kann gut oder schlecht sein, im Falle von einer Einsteiger-Tour ist das richtig gut. Beliebte Wege heißen nämlich, dass viele Menschen unterwegs sind (keine Angst, der Laugavegur ist bei weitem nicht so überlaufen wie man es vom Jakobsweg kennt). Dadurch kommt man immer wieder mit anderen Personen ins Gespräch, wird auf den steilen Passagen gepusht und muss keine Angst haben, dass im Notfall tagelang niemand vorbeikommt.
- Der Weg ist gut markiert und ausgetreten
Island weiß natürlich um die Beliebtheit des Laugavegur. Deshalb hat der isländische Wanderverband Ferðafélag Íslands den Weg extrem gut markiert. Alle hundert Meter leuchtet ein gelber Markierstab und weil der Weg schon so häufig gelaufen wurde, kann man dem Pfad auf dem Boden auch gut folgen. Verlaufen ist also relativ unwahrscheinlich – auch ohne Wanderkarte, GPS-Gerät und andere Hilfsmittel.
- Es gibt eine gewisse Infrastruktur
Die einzelnen Etappen des Laugavegur sind durch Campingplätze und Hütten begrenzt. Da man in Island nicht wildcampen darf, ist das auch nötig.
Die Campingplätze und Hütten verfügen über Toiletten, zum Teil gibt es Duschen, auf jeden Fall gibt es fließendes Frischwasser. Auf dem Weg selbst kann man aus Bächen und Flüssen trinken.
Das einzige, was es auf dem Laugavegur nicht gibt, sind Möglichkeiten, Essen zu kaufen. Heißt, dass die komplette Verpflegung in den Rucksack muss, aber das macht den Charme von Trekking ja auch aus.
- Man muss nicht im Zelt schlafen
Man kann auf dem Laugavegur jede Nacht in einer Hütte verbringen (vorausgesetzt, man bucht die Übernachtung früh genug). Man kann auch nur einzelne Nächte in einer Hütte verbringen, zum Beispiel in Hrafntinnusker, wo der Schlafplatz ziemlich hoch und deshalb ab und zu noch im Schnee liegt.
Nutzt man die Hütten, verringert das das Rucksack-Gewicht und man schläft vielleicht doch etwas ruhiger als im Zelt, gerade wenn man das nicht gewöhnt ist.
Meine erste Trekkingtour
Ich bin den Laugavegur 2017 als meine allererste Trekking-Tour gelaufen und würde ihn jederzeit wieder als meinen ersten Weg wählen.
Auch wenn der Weg zum Teil sportlich ist, läuft man nicht kontinuierlich am Limit. Das Höhenprofil ist moderat, würde ich sagen. Als ich den Laugavegur gelaufen bin, war ich tatsächlich noch nicht im Wander-Game und würde jetzt sagen, dass ich auch extrem unsportlich war zu dieser Zeit. Es ging trotzdem.
Außerdem entschädigt die wunderschöne Natur und Landschaft des Isländischen Hochlands auf jeden Fall jedes Aus-der-Puste-Kommen und jedes Ziepen in den Fußsohlen. Ich hatte gar keine Zeit, mich auf meine Wehwehchen zu konzentrieren weil ich ständig über das Drumherum staunen musste.
Lust, den Laugavegur selbst zu laufen? Das sind meine Tipps.
Wenn du Lust bekommen hast, den Laugavegur selbst zu laufen, habe ich ein paar Tipps für dich. Vor allem, wenn du noch nie vorher eine Trekking-Tour unternommen hast.
Ausrüstung für den Laugavegur
Arbeite mit dem, was du hast, besonders wenn es deine erste Tour ist und du nicht weißt, ob Trekking etwas für dich ist. Vielleicht hast du ja schon eine Wander- oder Sporthose, die du anziehen kannst. Im Freundeskreis gibt es vielleicht eine Isomatte oder ein Zelt, das du dir ausleihen kannst. Gerade für die kurze Tour auf dem Laugavegur braucht man keine High-Tech Ausrüstung wie in anderen Wandergebieten. Wichtig ist, dass man auf alle Wetterlagen eingestellt ist.
Essenziell sind eingelaufene Wanderschuhe und ein gut sitzender Rucksack, alles andere kann man gut improvisieren. Es ist schließlich Island und nicht der Himalaya.
Ich habe übrigens den Fehler gemacht und im Outdoor-Geschäft „Einmal Trekking, bitte“ bestellt, um dann festzustellen, dass meine Ausrüstung einfach too much ist, deshalb: fang klein an und optimiere deine Ausrüstung, wenn du Lust auf weitere Trekking-Touren bekommen hast.
Training für deine Trekking-Tour
Wahrscheinlich ist dein Körper nicht gewöhnt, mehrere Tage mit einem Rucksack von 12 bis 20 Kilo Gewicht durch die Gegend zu laufen. Untrainiert verlangst du deinem Körper damit ziemlich viel ab und das ist ein guter Nährboden für Schmerzen und Verletzungen. Deshalb fang früh genug mit dem Training an.
Die längste Etappe des Laugavegur sind 17 Kilometer. Die solltest du vor dem Tourstart mit vollem Rucksack schaffen. Du wirst es natürlich nicht schaffen, 1-zu-1 die Umstände einer Trekking-Tour zu imitieren, aber wenn du dich im Vorfeld regelmäßig an deinen Rucksack und längere Distanzen gewöhnst, hast du gute Chancen, dass deine Tour großartig und schmerzfreier wird.
Der beste Zeitraum für den Laugavegur
Der beste Zeitraum für die Laugavegur-Wanderung ist im Sommer zwischen Mitte Juni und Mitte September. Je nach Wetter kann es passieren, dass der Weg wegen Schnee gesperrt ist. Ich empfehle deshalb den Juli und frühen August für die Tour. Hier hat man die besten Chancen auf gutes Wetter und kann die Mitternachtssonne genießen.
Solltest du später laufen, stell dich mit deiner Ausrüstung drauf ein, dass die Nächte dunkler und kälter werden.
Wandern in der Gruppe
Wenn du nicht allein unterwegs sein willst, kannst du mit einer Gruppe von Leuten auf dem Laugavegur wandern. Falls deine Freund:innen keine Lust auf so eine Tour haben, gibt es viele Touranbieter, die Laugavegur Gruppenwanderungen anbieten. Dabei musst du dich nicht um Zelt, Hütte oder Nahrung kümmern, viele transportieren sogar dein Gepäck zwischen den einzelnen Etappen. Wenn du mich fragst, hat das mit Trekking nicht mehr sooo viel zu tun. Wenn du auf das alles verzichten kannst und in einer Kleingruppe wandern möchtest, schau gerne mal auf meinem Blog vorbei, da biete ich genau so eine geführte Laugavegur-Tour mit vollem Trekking-Charme an und erzähle ausführlich von meinen Laugavegur-Erfahrungen.
Ich hoffe, mein Text konnte dir auch als Trekking-Einsteiger:in Lust auf und Mut für den Laugavegur machen! Trekking klingt ja erstmal anstrengend und professionell, der Laugavegur ist wirklich ein top Weg für alle, die das mal ausprobieren möchten und Island von einer Seite sehen wollen, wo man normalerweise nicht hinkäme.
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