Allgemein Schweden

Rentierscheidung

Zweimal im Jahr werden die frei umherziehenden Rentierherden zusammengetrieben um sie zu markieren, zu zählen und die Tiere für die Schlachtung auszusortieren. Christian Weidmann war bei einem dieser Spektakel dabei. Die Rentierscheidung – für einen Rentierbesitzer einer der schönsten und wichtigsten Tage im Jahr – fand bei klirrender Kälte in Abisko statt.

Früh morgens bin ich aus den Federn, um die Morgenstimmung zu fotografieren. Die tiefstehende Sonne – die knapp über die Berge kommt – strahlt in einem weichen Licht und umschmeichelt die Winterlandschaft. Es ist anfangs März und ich weile für eine Woche in Lappland. Abisko liegt in Schweden, an der Erzbahn-Strecke Kiruna-Narvik und ist auch der Start oder Endpunkt des Fernwanderweges «Kungsleden».

Auf meiner morgendlichen Fototour bemerke ich am Rande des Siedlung eine grosse Ansammlung von Autos mit Tiertransport-Anhängern und Lastwagen. Neugierig gehe ich schauen was dort los ist. Aus der Ferne sind Schneescooter-Geräusche zu hören, die rasch näher kommen. Und plötzlich sind sie da, eine riesengrosse Rentierherde! Mit den Schneescooter wurden die Rentiere auf dem Fjäll und in den Birkenwäldern zusammengetrieben und sind nun im grossen runden Gehege beisammen. In der Mitte steht eine Gruppe Männer und Frauen, teilweise in typischen Samen-Kleider. Die Rentiere rennen aufgeregt im Kreis um die Menschengruppe herum. Nun beginnen die Rentierbesitzer mit ihrem Lasso ihre Tiere aus der Menge zu fangen. Die Tiere werden am Ohr markiert und die zum Schlachten werden aussortiert und in einen anderen Pferch getrieben. Das ganze passiert ohne grosse Hektik. Noch nicht so geübte Lassoschwinger bekommen kundige Tipps und Anleitungen von den erfahrenen Samen. Im Winter werden vor allem die Schlachttiere aussortiert und bei der Rentierscheidung im Herbst ist das Markieren der Jungtiere und die Zählung im Vordergrund.

Fasziniert schaue ich dem Treiben zu und bin glücklich, dass ich das einmal miterleben darf. Die Rentiere sind ständig in Bewegung und rennen immer im Gegenuhrzeigersinn im Kreis herum. Ich bewundere die Samen, wie sie aus der Menge ihre Tiere erkennen und sie mit dem Lasso einfangen können. Nach einigen Stunden leert sich das Gehege. Die Rentierbesitzer haben ein oder zwei Tiere in ihre Anhänger geladen, die sie wohl zu Hause selber schlachten werden. Ein Grossteil wurde in die Lastwagen verladen für den Transport zum Schlachthof und viele sind auch wieder in die Weite des Fjälls frei gelassen worden.

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Über den Autor

Nordfoto

Durch den Sucher seiner Fotokamera entdeckt Christian Weidmann die Welt und am liebsten ist er in den Weiten der schwedischen Natur unterwegs. Es hat ihn aber auch schon nach Island und Grönland gezogen.

Das weiche Licht, die Stille, die einsamen und weiten Landschaften betören die Sinne. Dort kann er entspannen, Energie für Neues tanken und dort findet seine Seele Ruhe.

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